Die neue Ulisses-Umfrage – Oder: Jetzt liegt es an den DSA-Spielern

Vor elf Jahren wurde ein Regelmonster geboren. Im Oktober 2001 veröffentliche FanPro das erste Produkt der vierten DSA-Regeledition. Die neue Grundbox enthielt zwei Hefte mit insgesamt rund 230 Seiten: Die Basisregeln und Der Weg ins Abenteuer. Damals hätte wohl kaum jemand erwartet, dass das vollständige Regelwerk irgendwann auf die zehnfache Seitenzahl anwachsen könnte. Heute umfassen alle aktuellen Regelbände zusammen etwa 2300 Seiten.

Kein Spiel braucht ein zweitausendseitiges Regelwerk. DSA hat es dennoch, mitsamt all den Widersprüchen und Unstimmigkeiten, dem Überflüssigen und Sinnlosen. Die meisten Spieler haben sich damit arangiert. So ist eben DSA. Getreu dem Motto: It’s not a bug, it’s a feature.

Doch elf Jahre nach der Geburt von DSA4 und sechs Jahre nach der Einführung von DSA4.1 wird weiter über Sinn und Unsinn des Regelwerks diskutiert. Selbst Spieler, die mit DSA4.1 grundsätzlich zufrieden sind, sehen zumeist Ungereimtheiten in einzelnen Teilbereichen. Ulisses ist sich dieser Schwächen der DSA-Regeln offenbar bewusst. Mit der gestern gestarteten Umfrage nimmt der Verlag einen ernsthaften Anlauf zur Überarbeitung des Regelsystems. Die Frage ist jetzt: Ziehen die Spieler mit?

Radikal neues Regelsystem?

Ulisses möchte mit der Umfrage „einen kritischen Blick auf das Regelsystem, seine Stärken und Schwächen und einige seiner Grundlagen“ werfen. Die Ergebnisse sollen den Grundton für eventuelle Regelveränderungen liefern. War die offizielle Position bislang, dass auf absehbare Zeit keine neue Regelversion geplant ist, zeigt der Verlag mit dieser Umfrage eine völlig neue Offenheit gegenüber einer Regelüberarbeitung. Ob die Spieler ebenso offen sind?

Die Ergebnisse der Umfrage könnten zu einem völlig anderen DSA-Regelwerk führen. Nicht nur wird ganz allgemein gefragt, ob sich die Spieler weniger Regelmechanismen wünschen und ob die Heldenerschaffung und Heldensteigerung vereinfacht werden soll. Ganz konkret wird sogar nach der Abschaffung oder Beibehaltung einzelner Spielwerte erwogen:

  • Soll die Fingerfertigkeit als eigene Eigenschaft erhalten bleiben?
  • Soll die Intuition als eigene Eigenschaft erhalten bleiben?
  • Soll der Sozialstatus als Spielwert abgeschafft werden?
  • Soll die Ausdauer abgeschafft werden?
  • Sollen Wunden und Wundschwelle abgeschafft werden?
  • Sollten Karma- und Astralenergie als eigene Einheiten erhalten bleiben?

Doch nicht nur einzelne Spielwerte, selbst grundlegende Regelmechanismen stehen zur Disposition:

  • Soll mit 3W20 oder mit 1W20 gewürfelt werden?
  • Soll der Ausgang von Aktionen mit Schicksalspunkten beinflusst werden können?
  • Sollen verbleibende Talentpunkte einen Einfluss auf die Auswirkungen der Probe haben?
  • Sollen verbleibende Zauberfertigkeitspunkte einen Einfluss auf die Wirkung eines Zaubers haben?
  • Sollen die Spielmechanismen (also Proben, Voraussetzungen für den Einsatz, Dauer des Wirkens) für Talente, Zauber und Liturgien einheitlich geregelt sein?
  • Soll die Magieresistenz für eine aktive Gegenprobe genutzt werden können?
  • Sollen mögliche Sonderfertigkeiten, Zauber und Fertigkeiten durch die Profession eingeschränkt werden?
  • Sollen Erfahrungsstufen wieder größeren Einfluss auf das Spiel oder die Werte besitzen?

Wie nicht anders zu erwarten, sind nicht alle Spieler mit allen Fragen einverstanden. Manchen sind die Antwortmöglichkeiten zu allgemein, andere halten Fragen für tendenziös oder missverständlich. Die meisten Spieler jedoch, die sich im DSA4-Forum, Vinsalt-Forum, Tanelorn-Forum und Ulisses-Forum zu Wort gemeldet haben, begrüßen die Umfrage.

Besonders löblich: Ulisses geht auf die wichtigsten Kritikpunkte an der aktuellen Regelversion ein. Die Fragen signalisieren zudem die Bereitschaft zu einer grundlegenden, teilweise sogar radikalen Überarbeitung der Regeln. Wenn es die Spieler denn wünschen…

Mehrheit oder keine Mehrheit?

Ein wenig bedenklich erscheint nur die Zielsetzung von Ulisses, mit der Umfrage „das tatsächliche Meinungsbild der Das Schwarze Auge-Community“ ergründen zu wollen. Das ist nicht möglich. Dafür müsste die Umfrage repräsentativ sein. Zu befürchten ist, dass künftig Kritik am DSA-Kurs mit Verweis auf die „angebliche“ Mehrheitsmeinung abgeblockt wird. Aber ich will mal den Teufel Namenlosen nicht an die Wand malen…

Interessant dürfte es werden, wenn die Umfrage ein gespaltenes Meinungsbild zu Tage fördert. Wie wird Ulisses reagieren, wenn die eine Häfte mit dem bestehenden System zufrieden ist, die andere Hälfte aber radikalte Änderungen verlangt?

Aber abwarten. Erstmal hat Ulisses mit der Umfrage einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Nachdem die Reihe der Regionalbeschreibungen abgeschlossen ist und die relevanten Regelbände schon einige Jahre alt sind, hat sich immer drängender die Frage nach der DSA-Zukunft gestellt.

Die Gestaltung dieser Zukunft liegt nun in den Händen der Spieler. Man darf gespannt sein.

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