Diskussion über „Der Landser“-Verkauf durch Ulisses

Silvester2013 ist da. Alle Böller sind längs geknallt und die Raketen lange verschossen. Das neue Jahr ist schon zwei Tage alt. Höchste Zeit also, sich hier wieder mit einem Beitrag zu Wort zu melden. Bekanntermaßen gibt es keine besseren Start in ein neues Jahr als mit einem Text über: Nazis.

Das vergangene Jahr endete nämlich mit genau einem solchen DSA-Aufregerthema: Einer Diskussion über Rechtsradikalismus, Nationalismus, Militarismus und darüber, ob Ulisses an der Verbreitung rechten Gedankenguts mitwirkt. Im DSA4-Forum hatte User Ashen Shugar am 31. Dezember einen Thread eröffnet, in dem er darauf hinwies, dass Ulisses über den Online-Romanshop Ulisses-Universe die umstrittenen Heftromane „Der Landser“ verkauft. Bei „Der Landser“ handelt es sich laut Wikipedia um eine wöchentlich erscheinende Reihe kriegsverherrlichender Heftromane, in denen der Mythos der sauberen Wehrmacht propagiert wird.

Der Verkauf der „Landser“-Hefte durch Ulisses wurde in der Folge hitzig diskutiert. Einen Thread zu dem Thema gibt es nicht nur im DSA4-Forum, sondern auch im Ulisses-Forum und im Tanelorn-Forum (wo der Thread aber nur für angemeldete Benutzer sichtbar ist). Eine Stellungnahme von Ulisses zu diesem Thema gibt es bislang nicht, wurde aber angekündigt. Der Beilunker Reiter TeichDragon hat in einem Beitrag den Hintergrund für den Vertrieb der Landser-Hefte näher beleuchtet. Demnach gehört „Der Landser“ nicht zum Verlagsprogramm von Ulisses, sondern wird vom Pabel-Moewig Verlag hergestellt, lektoriert und vertrieben. Ulisses verkauft über den eigenen Shop Restbestände für Pabel Moewig, zu denen die „Landser“-Hefte gehören.

Hitzige Foren-Debatte

Die interessanteste Diskussion zum Vertrieb der Landser-Hefte durch Ulisses gab es im DSA4-Forum. Dort wurden meist sachliche, ausführliche und begründete Meinungen zu dem Thema ausgetauscht. Mit TeichDragon, Olvir Albruch und Feyamius beteiligten sich zudem drei Beilunker Reiter an der Debatte. Nahezu alle Diskutanten waren sich einig in der Forderung, dass die Hefte möglichst aus dem Angebot verschwinden sollten. Streitpunkt war allenfalls die Frage, ob es sich bei dem Verkauf der „Landser“-Hefte durch Ulisses um einen echten Skandal handelt oder nur um ein eher zweifelhaftes Produktangebot.

Den Tiefpunkt der Diskussion erreichte das Tanelorn-Forum, wo sich die üblichen Vorurteile gegenüber DSA und DSA-Spielern mit erschreckender Unkenntnis und Borniertheit verbanden und so zu unerträglich dummen Beiträgen führten. Der Tanelorn-Blödsinn und die interessante Äußerungen im DSA4-Forum illustrieren die Bandbreite der Diskussion, in deren Mitte irgendwo der Thread im Ulisses-Forum anzusiedeln ist.

Bemerkenswert an der Diskussion in den Foren ist, dass sich die Beilunker Reiter überall beschwichtigend in die Debatte einmischen. Zwar gibt es keinen Reiter, der den Verkauf der Landser-Hefte explizit verteidigt oder sogar gutheißt. Die meisten von ihnen lehnen die Landser-Hefte ab. Während sich viele DSA-Spieler jedoch empört über den Verkauf der Hefte durch Ulisses zeigen, versuchen die Beilunker Reiter die Diskussion zu beruhigen und sind bemüht, die Kritik an Ulisses zu entkräften oder ihr zumindest die Schärfe zu nehmen. Exemplarisch dafür ist die Aussage von Feyamius: „Das Vertreiben (im verlagstechnischen Sinne) solchen Gedankenguts ist sicher zweifelhaft, dennoch sollte man aus einer Mücke keinen Elefanten machen.“

Gegen den „Landser“-Verkauf durch Ulisses

Keinen Zweifel sollte es jedoch an folgenden Dingen geben:

1. Die Landser-Hefte sind nicht harmlos
Wikipedia beurteilt „Der Landser“ als kriegsverherrlichende Heftromane. Dieses Urteil ist begründet. Der Potsdamer Rechtsextremismus-Experte Dirk Wilking hat die Heft-Serie in seinem Aufsatz „Der Landser – Wie ein Mann ein Mann wird“ untersucht. Er kommt darin zu dem Schluss, dass die Geschichten der „Landser“-Hefte zwar nicht unmittelbar rechtsextreme Ideologie transportieren, aber dazu dienen, dass Jugendliche sich in die Szene „einfädeln“ können. Die Themen bildeten eine Kommunikationsbasis zwischen pubertierenden männlichen Jugendlichen und der rechtsextremen Szene. Und weiter: „Nicht jedes einzelne Heft ist ausschließlich ideologisch, die Serie als Ganzes aber enthält ideologische Botschaften, die teilidentisch mit der NS-Propaganda sind.“

2. Wir reden nur über Ulisses
„Der Landser“ ist überall erhältlich. Die Heftromane werden nicht nur von Ulisses verkauft, sondern über zahllose weitere Online-Shops und Zeitschriftenläden. Das alles ist beklagenswert. Doch nur weil es alle machen, heißt das noch lange nicht, dass man sich damit abfinden sollte. Das DSA4-Forum heißt nicht ohne Grund so. Auch in diesem Blog geht es um DSA – und nicht um Amazon oder den Kiosk an der Straßenecke. Deswegen ist es völlig legitim an dieser Stelle nur den Verkauf der „Landser“-Romane durch Ulisses zum Thema zu machen.
Hinzu kommt das, was Cifer im DSA4-Forum geschrieben hat: „Als Kunde einer Firma arrangiere ich mich mit einem Großteil der Sachen, die sie anstellt, sofern sie es nicht übertreiben. (…) Als Fanboy hingegen möchte ich mich mit der Firma identifizieren können und nehme dabei qualitative Mängel eher mal in Kauf als… nennen wir sie mal moralische (…) Insofern: Möchte mich Ulisses als Fan oder als Kunden?“

3. Niemand redet von einem Verbot
Das Verbot der „Landser“-Hefte ist nicht Thema der Diskussion. Für eine Indizierung der Romane gäbe es sicherlich Gründe, die aber an anderer Stelle ausdiskutiert werden sollten. Gegenstand der Diskussion ist nicht das Verbot, sondern die Förderung dieser Hefte. Indem Ulisses „Der Landser“ verkauft, fördert der Verlag die Verbreitung der Hefte und der dahinter stehenden Ideologie. Und das ist der Kern der Kritik.

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