DSA5 – Mutlos in die Zukunft

Zuerst die gute Nachricht: DSA5 kommt. Jetzt die schlechte: Es ändert sich wenig. Wer auf die große Regel-Revolution gehofft hat, wird enttäuscht. Nahezu alle grundlegenden Regelmechanismen bleiben erhalten, Änderungen gibt es nur in Details (nachzulesen bei Nandurion). Ulisses möchte mit DSA5 das Regelsystem nicht umkrempeln, sondern lediglich weiterentwickeln. Das ist das erklärte Ziel. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen.

Die Ergebnisse der DSA-Umfrage aus dem vergangenen Jahr hatten bereits die Richtung vorgeben. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer war mit DSA in der jetzigen Form grundsätzlich zufrieden. DSA-Spieler schätzen die komplexen Regeln im Wesentlichen so, wie sie sind. Für genau diese Spieler wird DSA5 geschrieben. Die neuen Regeln sollen zwar klarer, ausbalancierter und einheitlicher sein, werden sich aber nicht grundlegend ändern. Diese Entscheidung von Ulisses kann man als kundenorientiert bezeichnen, vielleicht sogar als demokratisch – oder auch als mutlos.

Ulisses fokussiert sich bei der Entwicklung von DSA5 völlig auf die Gruppe der Stammkunden. Deren Vorstellungen geben die Leitlinien für DSA5 vor. Für Ulisses ist das der sicherste Weg, die Stammkunden zufriedenzustellen und für eine hohe Akzeptanz von DSA5 unter den aktiven Spielern zu sorgen. Mehr aber auch nicht.

DSA5 hätte der Versuch sein können, mit einer grundlegenden Überarbeitung der Regeln neue Spielergruppen für Das Schwarze Auge zu begeistern. Diese Chance hat Ulisses nicht ergriffen. Aus Sicht des Verlages ist diese Entscheidung sogar nachvollziehbar. Grundlegende Änderungen am Regelsystem hätten womöglich Unmut unter langjährigen DSA-Spieler hervorgerufen, während zugleich kaum abzuschätzen gewesen wäre, wie viele neue Spieler sich hätten gewinnen lassen. Dieses Risiko war Ulisses offenbar zu groß.

Der Verlag geht lieber auf Nummer sicher und setzt auf die Wünsche der Stammkundschaft. Ob DSA5 dadurch aber „das beste DSA aller Zeiten“ wird, wie es im RatCon-Workshop angekündigt wurde, ist zweifelhaft. Die DSA-Umfrage hat gezeigt, dass sich eine Mehrheit der DSA-Spieler zwar weniger Regeln wünscht, sich aber zugleich nur ungern von bekannten Regelelementen trennen möchte. Gefragt wäre da ein Verlag, der offensiv auf diese Widersprüchlichkeit hinweist und mit Überzeugung auch für umstrittene Veränderungen wirbt. Doch dazu fehlt Ulisses offenbar der Mut. Wie unter diesen Umständen klare, ausbalancierte und einheitliche Regelmechanismen entstehen sollen, ist völlig unklar.

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