Splittermond vs. DSA5

Splittermond-DSA2014 wird ein spannendes Rollenspieljahr. Mit DSA5 und Splittermond buhlen zwei neue Regelsysteme um die Aufmerksamkeit der klassischen Fantasy-Rollenspieler. Leicht wird es der kleine Herausforderer Splittermond gegen den großen Platzhirschen DSA nicht haben. Seit der Ratcon ist jedoch klar, dass die beiden Rollenspiele trotz mancher Gemeinsamkeiten sehr unterschiedliche Strategien verfolgen.

DSA bleibt DSA. Ulisses setzt auf ein über Jahrzehnte gewachsenes Setting und Regelsystem, das mit DSA5 weiterentwickelt werden soll. „DSA ist kein einfaches Spiel“, sagte Ulisses-Verlagsleiter Mario Truant auf der RatCon und gab damit die Marschrichtung vor. DSA5 bleibt komplex, das Grundregelwerk wird weiterhin durch zahlreiche Expertenregeln ergänzt.

Splittermond beschreitet den entgegengesetzten Weg. Der Uhrwerk-Verlag entwirft ein Rollenspiel mit einem ebenfalls lebendigen Setting, das aber frei vom Ballast einer jahrzehntelangen Entwicklungsgeschichte ist. Insbesondere setzt der Verlag auf ein einfaches und schlankes Regelsystem.

Anders und doch gleich

Zwischen beiden Systemen gibt es klare Unterschiede – und zugleich viele Ähnlichkeiten (warum Splittermond und DSA sehr ähnlich sind, habe ich hier bereits geschrieben). Splittermond und DSA5 bieten eine klassische Fantasy-Welt samt Metaplot, in der verschiedene Spielstile und Abenteuer möglich sind. Wie DSA möchte Splittermond die Spieler zudem durch einen steten Strom an Veröffentlichungen unterstützen. Splittermond und DSA5 buhlen damit um eine ähnliche Gruppe von Spielern – wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen.

Ulisses setzt mit DSA5 auf aktive DSA-Spieler, die mit dem gegenwärtigen komplexen System weitgehend zufrieden sind. Für diese Spieler werden die bestehenden Regeln optimiert. Der Uhrwerk Verlag hingegen setzt auf Spieler, die mit DSA nicht zufrieden sind, sich aber eine ähnliche Art von Rollenspiel wünschen. Diese bekommen mit Splittermond eine Alternative.

Ein spannendes Experiment

Zu hoffen ist, dass der Uhrwerk-Verlag mit Splittermond tatsächlich ein durchdachtes und schlankes Regelsystem und eine spannende Welt präsentieren wird. Dann nämlich startet 2014 ein interessantes Experiment: Es wird sich zeigen, ob es im deutschsprachigen Raum eine nennenswerte Zahl an Rollenspielern gibt, die sich ein DSA-ähnliches Spiel wünschen, ohne sich jedoch mit den hochkomplexen DSA-Regeln und der überfrachteten Spielwelt herumplagen zu müssen.

Sollte Splittermond scheitern und nur ein kümmerliches Schattendasein fristen, könnte sich Ulisses auf die Schultern klopfen. Der Verlag hätte mit DSA5 alles richtig gemacht. Festzustellen bliebe dann nur: DSA ist so ist wie es ist, weil die große Mehrheit der Rollenspieler es so haben möchte.

Sollte Splittermond jedoch ein Erfolg werden, wäre das zugleich eine Bestätigung für DSA-Kritiker, die immer wieder auf einfachere Regeln und einen entrümpelte Spielwelt gepocht haben. Ulisses müsste sich dann zumindest vorwerfen lassen, die Wünsche einer großen Gruppe potenzieller DSA-Spieler nicht ausreichend berücksichtigt zu haben.

Man darf gespannt sein.

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