Der DSA5-Betaphase fehlen die Ziele

Das DSA5-Betaregelwerk und ein Abenteuer

Das DSA5-Betaregelwerk und ein AbenteuerHinterher ist man immer schlauer. Und als Außenstehender hat man ohnehin leicht reden. Aber mein Eindruck ist: Die DSA5-Betaphase ist eine große Enttäuschung.

Etwa 4500 Feedbackmails von ungefähr 1000 Personen hat Ulisses mittlerweile erhalten. Der DSA5-Bereich im Ulisses-Forum enthält über 40.000 Beiträge. Auf der RatCon wurde im DSA5-Beta-Workshop allein über die Steigerungskosten eine halbe Ewigkeit diskutiert. Das Feedback der DSA-Spieler ist gewaltig. Doch der Einfluss des Feedbacks auf das künftige Regelwerk erscheint merkwürdig undurchsichtig.

Wie fließt welches Feedback in die Regelgestaltung ein? Was passiert überhaupt mit dem Feedback? Einen kleinen Einblick hat Ulisses am vergangenen Wochenende im DSA5-Beta-Workshop auf der RatCon ermöglicht. Was dort vermittelt wurde, gibt aber wenig Grund zu Zuversicht.

Eine Lesegarantie gibt Ulisses nur für Feedback, das über die eigens eingerichtete Feedback-Adresse eingeht. Lesegarantie heißt aber eben auch nur: Das Feedback wird gelesen. Was mit den Rückmeldungen darüber hinaus passiert, bleibt vage. Unklar ist, welches Feedback in den Prozess der Regelgestaltung einfließt und welche Kriterien dafür ausschlaggebend sind.

Dabei ist Ulisses durchaus um Transparenz und Austausch bemüht. In den Beta-Zwischenständen auf der Homepage wird Feedback von Spielern aufgegriffen, Fragen beantwortet und gezielt um Rückmeldungen gebeten. Das ist löblich, doch die Zwischenstände lassen zugleich den Eindruck entstehen, dass es dem Beta-Prozess an Struktur fehlt.

Keine Ziele für DSA5

DSA5-Design des GrundregelwerksDie Diskussion über das DSA5-Betraregelwerk wabert merkwürdig ziellos dahin. Was überhaupt nicht klar wird: Wohin will Ulisses mit DSA5? Und welche Rolle spielt dabei die Betaphase?

Vor einem Jahr erfolgte auf der RatCon der Startschuss für die Arbeiten an DSA5. Schon damals wurde das Fehlen grundsätzlicher Überlegungen und Zielen für die neue Regeledition beklagt. Verspätet und anscheinend hastig schob Ulisses daraufhin die Eckpfeiler von DSA5 nach. Diese enthielten aber keine Informationen über grundsätzliche Designentscheidungen für das kommende Regelwerk, sondern waren nur eine Auflistung von einzelnen Regelelementen, die mit DSA5 geändert oder beibehalten werden sollten.

Die Ziele, die Ulisses mit DSA5 verfolgt, sind bis heute öberflächlich und allgemein gehalten. Die neuen Regeln sollen irgendwie besser, schneller und einfacher werden. DSA5 soll das „DSA der Fans“ werden, das „beste DSA aller Zeiten“. Alte DSA-Hasen sollen „ihr DSA“ auch in den neuen Regeln wiedererkennen, zugleich sollen sich neue Spieler leichter in die Regeln einfinden können.

Weil es an einer klaren Zielsetzung fehlt, verliert sich die Diskussion über DSA5 in kleinteiligen Auseinandersetzungen über Regeldetails. Hitzig und ausufernd werden selbst Nebensächlichkeiten diskutiert. Für jeden Vorschlag gibt es gute Pro- und Contra-Argumente. Doch welcher Vorschlag der beste ist, derjenige, der im Grundregelwerk aufgenommen werden sollte, lässt sich objektiv nicht beurteilen – weil eben nie definiert wurde, wie das „beste DSA aller Zeiten aussehen soll“.

DSA5 soll nur irgendwie besser werden als DSA4. Weil aber jeder DSA-Spieler unter „besser“ etwas anderes versteht, pocht jeder DSA-Spieler lautstark auf seine individuellen Vorstellungen der „besten“ DSA-Regeln.

Noch mehr Köche verderben den Regelbrei

Nicht zufällig entsteht der Eindruck: Damit Regelwünsche berücksichtigt werden, muss nur eine ausreichend große oder wichtige Gruppe laut genug schreien. Es gibt von Verlagsseiten keinen Moderator, der die Richtung der Betaphase vorgibt. Es gibt niemanden, der sagt: „Leider deckt sich dieser Vorschlag nicht mit den Zielen für DSA5.“ Abgesehen von der Vermeidung offensichtlicher Regelfehler, gibt es keine nachvollziehbaren Kriterien, warum die eine Regelvariante der anderen vorgezogen wird.

Am Ende entscheiden zwei von Arbeit überschüttete Regelredakteure, drei halb-offizielle Testspielrunden und eine unbestimmte Zahl besonders engagierter DSA-Spieler über die Gestalt der DSA5-Regeln – und das nach Kriterien, die auf Außenstehende wie Willkür wirken.

Ein zentraler Vorwurf an DSA4 war stets: Zu viele Redakteure hätten an den Regeln der 4. Edition mitgewirkt, dort jeweils ihre persönlichen Regelfavoriten durchgedrückt und damit zu dem Wildwuchs an nicht aufeinander abgestimmten Regelelemente beigetragen. Oder anders: Zu viele Köche haben den Brei verdorben.

Die DSA5-Betaphase vermittelt bislang den Eindruck, als wäre die Zahl der Regelköche nochmals drastisch gestiegen.

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