Rezension: Offenbarung des Himmels

DSA5-Abenteuer: Offenbarung des HimmelsOffenbarung des Himmels ist das erste „echte“ DSA5-Abenteuer. Kein Kurzabenteuer wie Hexenreigen, sondern ein richtiger Abenteuerband. Wobei: Mit gerade mal 64 Seiten ist das Ding so dünn wie wie es nur wenige Abenteuer zuletzt waren. Die geringe Seitenzahl ist aber nicht nur einem neuen Abenteuerkonzept für DSA5 geschuldet. Offenbarung des Himmels richtet sich ausdrücklich an Einsteigerhelden.

(Achtung: Es folgen Spoiler!)

Darum geht es:
In einem hinterwäldlerischen Dorf irgendwo im Kosch werden nicht nur den Helden ein paar Goldstücke gestohlen. In einem götterlästerlichen Akt wird sogar der örtliche Tempelzehnt entwendet. Auf ihrer Suche nach dem Dieb befragen die Helden mehrere Verdächtige – ohne Ergebnis. Erst gegen Ende des Abenteuers bekommen sie einen Hinweis auf die wahren Täter, eine Gruppe Kultisten. Nun müssen sie sich beeilen, denn es gilt nicht nur das Gold wiederzufinden, auch die Geweihte des Dorfes muss gerettet werden.

Die beste Szene: Die Drachenhatz.
Jeder Auftritt eines Drachen ist super, selbst wenn es nur ein Baumdrache ist. Die „Drachenhatz“ ist aber auch deswegen eine besonders schöne Szene in Offenbarung des Himmels, weil sie herausfordernd und offen gestaltet ist. Die Helden können den Drachen bekämpfen, vertreiben oder austricksen und müssen dabei stets die Dörfler im Auge behalten.

Der größte Langeweiler: Die Suche nach dem Dieb.
Der Hauptkapitel des Abenteuers trägt die Überschrift „Findet den Dieb!“. Doch was die Helden auch tun, sie werden den Dieb nicht finden. Das ist an dieser Stelle nicht vorgesehen. Bestenfalls können sie ein paar Verdächtige von der Liste der Verdächtigen streichen. Eigentlich aber ist es egal was die Helden tun. Den Dieb und seinen Aufenthaltsort finden sie erst, wenn ihnen Meisterpersonen den entscheidenden Hinweis geben.

Der coolste NSC:
Der Zwerg Robosch.
Der Zwergenschmied Robosch ist einer der Hauptcharaktere in Offenbarung des Himmels und als solcher detailliert ausgearbeitet und mit Darstellungshinweisen versehen. Robosch ist missgelaunt, brummelig, verfällt immer wieder ins Rogolan und verdächtigt ständig Drachen hinter allen Übeln dieser Welt. Womit er selbstverständlich Recht hat. Drakorabrodrom!

Die holprigste Stolperfalle: Wenn die Helden erfolgreich sind.
Das Abenteuer baut zahlreiche Hürden auf, damit die Helden nicht vorzeitig den Dieb finden: NSCs haben hohe Werte in Überreden, damit Lügen schwer zu entdecken sind; gegen Hellsicht-Zauber tragen sie ein Psychostabilis-Amulett; verdächtige Gegenstände liegen in Truhen mit antimagischer Wirkung; wichtige Hinweise soll der Spielleiter möglichst unbemerkt einstreuen. Sind die Helden doch auf dem besten Weg, Dinge in Erfahrung zu bringen, gibt das Abenteuer den Ratschlag: „Unterbrich sie in ihrem Tun“. Was aber passiert, wenn die Helden trotz aller Widrigkeiten erfolgreich sind, verrät das Abenteuer nicht.

Dafür gibt es Pluspunkte: Für Tipps zur Darstellung von Szenen und NSCs.
Offenbarung des Himmels ist detailliert ausgearbeitet. So haben alle wichtigen NSCs Angaben zu Motivation, Agenda, Funktion, Hintergrund und Darstellung im Spiel. Immer wieder gibt es Hinweise zu einzelnen Szenen, Regeln oder Hintergründen. Nicht nur Rollenspiel-Neulinge dürften sich darüber freuen.

Dafür gibt es Minuspunkte: Für den Dialekt.
Die beiden Ortsteile des Dorfes heißen Oidnbrückl und Uftzistägle. Die Einwohner tragen Namen wie Binsbart Hasenbrodt und Maline Drechselschaf. Die Dörfler sagen i anstelle von ich und ee statt ö. Einerseits sind das atmosphärisch schöne Details. Anderseits weiß ich genau, wie meine Spieler reagieren, wenn ich Sätze sagen wie: „Willkommen im scheenen Uftzistägle. I bin Binsbart Hasenbrodt. Was meecht’s denn trinke?“ Mit schallendem Gelächter nämlich.

Wertung: 2 von 5 Würfel
Mit Offenbarung des Himmels tu ich mich schwer. Vom Ansatz her ist es ein schönes Abenteuer für Einsteiger. Die Geschichte ist überschaubar, aber nicht ohne Reiz. Das Dorf, seine Bewohner und die einzelnen Szenen der Handlung sind stimmungsvoll ausgearbeitet. Der Spielleiter erhält zudem immer wieder Tipps zur Gestaltung. Doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in dem Abenteuer letztlich kaum etwas zu tun gibt.

Die Helden sind über weite Strecken des Abenteuers nur Beobachter von Geschehnissen, auf die sie keinen Einfluss nehmen können. Sie treiben die Handlung nicht voran. Im Gegenteil. Offenbarung des Himmels hat einen starren Handlungsverlauf, den die Helden möglichst nicht stören sollen. Gerade für ein Einsteigerabenteuer ist das ein bedenklicher Ansatz. Rollenspiel-Neulinge lernen so, dass sich Spieler der Handlung beugen müssen. Dabei macht doch das Gegenteil den Reiz von Rollenspielen aus.

Wertung2-5

Fakten und Zahlen

  • Offenbarung des Himmels
  • DSA5-Abenteuer
  • Verlag: Ulisses Spiele
  • Umfang: 64 Seiten
  • Erscheinungsdatum: 27. August 2015
  • Preis: 14,95€ (Softcover), 7,95€ (PDF)

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