Rollenspiel von der Stange

obskuresIst Das Schwarze Auge nur austauschbare Stangenware? Ein Rollenspiel, dem es an Kreativität und Offenheit mangelt? Diese Behauptung zumindest stellt Ingo in seinem Obskures-Blog auf. Deutschland sei in Sachen Fantasy ein Entwicklungsland. DSA und DungeonSlayers fehle es an einem nachvollziehbaren Alleinstellungsmerkmal. Ratten, Malmsturm oder Degenesis seien vielleicht noch brauchbare Rollenspiele.

Wahrscheinlich ist kein Spieler so vermessen, Das Schwarze Auge als die Speerspitze der Innovation zu bezeichnen. Dafür sind die Wege, die DSA beschreitet, viel zu ausgetrampelt. Aber mangelt es dem Schwarzen Auge wirklich an Kreativität? Und was heißt schon Alleinstellungsmerkmal?

Die deutschen Rollenspiele wie DSA vergleicht Ingo in seinem Blog mit der geplanten 3. Edition von Exalted. In Deutschland ist Exalted – ich musste erst bei Wikipedia nachschlagen – unter dem Titel Die Hohen erschienen. Es ist ein stark von japanischen Manga und Anime beeinflusstes High Fantasy-Rollenspiel.

Ich zitiere mal das, was wahrscheinlich das Alleinstellungsmerkmal von Exalted ist:

Die Spielercharaktere sind Auserwählte der Götter und besitzen die Kräfte von Halbgöttern. Auch wenn die Sterblichen für die mächtigen Hohen keine Gefahr darstellen, haben sie viele mächtige Feinde: das Feenvolk, die Todesfürsten und die Wandelnden Toten.

Ich sag es mal so: Wenn das die Alleinstellungsmerkmale sind, die deutschen Rollenspielen fehlen, dann vermisse ich nichts. Manga-Halbgötter? Ne, lass mal.

Aber das ist Ansichtssache. Zweifellos setzen deutsche Rollenspiele stark auf altbekannte Fantasy-Klischees mit den üblichen Elfen, Zwergen und Orks. Das kann eintönig werden, muss aber kein Zeichen mangelnder Kreativität sein. Ohne Kreativität ließe sich eine Fantasy-Welt wie Aventurien nicht so detailreich ausgestalten und regelmäßig mit Publikationen versorgen. Das aktuelle Aventurien ist zwar selten spektakulär, überraschend oder irgendwie ungewöhnlich, doch Kreativität findet sich nicht nur in knalligen „Wow!“-Effekten.

Ein fremdes, obskures Settings mag anfangs faszinieren und sich durch seine Alleinstellungsmerkmale von anderen Rollenspielen positiv abheben. Doch dieser Effekt verpufft schnell. Hat man sich erst mal daran gewöhnt, dass in einem Setting keine Orks herumlaufen, sondern untote Feenfürsten herumfliegen, kommt die eigentliche Hürde: Das Setting muss dauerhaft motivieren. DSA gelingt das trotz aller Schwächen immer noch ziemlich gut.

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