Beta-Test für die Splittermond-Welt Lorakis?

Splittermond-Logo_webIn der vergangenen Woche veröffentlichte der Uhrwerk-Verlag einen neuen Fahrplan für das geplante Fantasy-Rollenspiel Splittermond. Nach vielen kritischen Rückmeldungen auf den Splittermond-Schnellstarter wurde die Veröffentlichung des Grundregelwerks von Oktober auf März verschoben. Bis dahin wird es einen ausführlichen Beta-Test geben, dessen Ergebnisse in die Ausarbeitung des Regelsystems einfließen sollen.

Der neue Fahrplan kann Splittermond nur gut tun. Splittermond-Autor Uli Linder schreibt selbst, dass das „Buch die Grundlage für die ganze Linie in den folgenden Jahren bilden soll.“ Floppt das Grundregelwerk, könnte Splittermond als Ganzes floppen. Durch die Verschiebung stehen die Chancen gut, dass Splittermond ein Regelwerk von hoher Qualität bekommt. Für die Spielwelt hingegen stehen die Chancen nicht ganz so gut.

Der Splittermond-Weltband wird wie geplant voraussichtlich im Januar erscheinen. Es wird damit das erste Buch für Splittermond sein. Was bislang über die Splittermond-Welt bekannt ist, kann jedoch nicht so recht überzeugen.

DSA-Fokussierung von Splittermond

Mit Splittermond möchte der Uhrwerk-Verlag ein klassisches Fantasy-Rollenspiel für klassische Fantasy-Rollenspieler schaffen. Das große Vorbild ist DSA. Von Beginn an wirkte Splittermond wie der Versuch, ein Rollenspiel zu entwickeln, das auf die Stärken von DSA setzt aber die Schwächen vermeidet. Der Gedanke ist verlockend. Ein DSA ohne die oft beklagten Macken? Das klingt gut. Mittlerweile kommen aber Zweifel auf, ob diese Fokussierung auf DSA nicht der falsche Ansatz ist.

Splittermond_Weltband_CoverpreviewLorakis, die Welt von Splittermond, erinnert stark an Aventurien. „Wir möchten ein System und eine Welt entwickeln, die möglichst viele Spielstile ermöglicht und die das Potential bietet, dass man dort klassische Fantasy-Abenteuer jeglicher Art erleben kann“, so Splittermond-Autor Uli Linder. Wie auf Aventurien gibt es auf Lorakis jede erdenklichen geographischen und klimatischen Zonen und zahlreiche unterschiedliche Völker und Kulturen. Ein solches Setting aber, das bei DSA (meist) gut funktioniert und geschätzt wird, lässt sich nicht einfach exportieren.

Lorakis wirkt wie ein rasch zusammengenähter Flickenteppich. Die Spielwelt – soweit sie bislang bekannt ist – ist zwar bunt und vielfältig, hat aber wenig Tiefe. Vor 30 Jahren, als DSA erfunden wurde, war ein solches Potpourri an Möglichkeiten für ein Rollenspiel vielleicht noch ausreichend. Heute erwarte ich von einer Spielwelt mehr zu sein als nur eine locker verknüpfte Aneinanderreihung von Ideen und Settings. Es ist zwar nett, dass mir Splittermond klassische Fantasy-Abenteuer jeglicher Art ermöglichen möchte. Doch warum sollte ich ausgerechnet Splittermond spielen? Was macht die Welt besonders?

Lorakis fehlt das Besondere

Die Antworten, die der Uhrwerk-Verlag auf diese Fragen liefert, sind wenig überzeugend. Als das Besondere an Splittermond wird die große und lebendige Welt genannt.

Gefahren, Abenteuer, grenzenlose Möglichkeiten – all dies bietet Lorakis, die Welt von Splittermond. Unter den drei Monden liegen mächtige Reiche und schier endlose Wildnis, die es zu erkunden gilt und in denen tapfere Abenteurer vor so manchem Wagnis stehen. Über 8000 Kilometer misst die Welt von Ost nach West, ein gewaltiges Land, in dem zahlreiche unterschiedliche Kulturen ihre Heimat gefunden haben.

Ohne den Autoren zu nahe treten zu wollen, aber das ist eine sehr dürftige Begründung, warum ich ausgerechnet Splittermond spielen sollte. Groß und lebendig, mächtige Reiche und endlose Wildnis, unterschiedliche Kulturen? Gähn. Sorry.

Splittermond fehlt das Besondere. Bislang besteht die Spielwelt aus einer Ansammlung liebevoll ausgearbeiteter Details, die aber kein spannendes Gesamtbild ergeben. Splittermond fehlt ein großer erzählerischer Bogen, der sich über alle Einzelteile spannt. Das Schwarze Auge, das über 30 Jahre gewachsen ist, kann auf einen solchen Bogen verzichten. Doch Splittermond, das sich gegen den Platzhirschen DSA beweisen will, muss eine überzeugende Antwort auf die Frage liefern, was das Besondere an Abenteuern auf Lorakis ist.

Spannende Ansätze sind durchaus vorhanden: Die Mondpfade, die Anderswelt, die Mondsplitter, die durch und durch magische Welt. Das alles klingt interessant, das hat Potenzial – doch all das scheint bislang nur ein Randaspekt zu sein. Bestenfalls werden die Einzelteile durch diese Ansätze locker miteinander verknüpft. Mehr aber nicht.

Vielleicht sollte es nicht nur einen Beta-Test für das Splittermond-Regelwerk geben, sondern auch einen Beta-Test für die Spielwelt.

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