Vor einer Woche hat Ulisses Spiele eine Umfrage zu DSA-Romanen gestartet. Seitdem können Leser der DSA-Romane, ehemalige Leser der Romane, künftige Leser und selbst DSA-Roman-Verweigerer ihre Meinung abgeben und – wie es Ulisses schreibt – „die Zukunft der Das Schwarze Auge-Romane mitgestalten.“
Im Gegensatz zur großen DSA-Umfrage Ende vergangenen Jahres geht die Umfrage zu den DSA-Romanen deutlich weniger in die Details. Die meisten Fragen beziehen sich allgemein auf Lesegewohnheiten und –wünschen. Nichts Besonderes. Für ein ganz klein wenig Verwunderung sorgen allenfalls zwei Fragen:
Was ist dir an einem Roman besonders wichtig? Als Antwortmöglichkeiten gibt es:
- Humor
- Erotik
- Action
- Spannung
- Romantik
- Mystik/Magie
- Dramatik
- Gut ausgearbeitete Figuren
Welche Roman-Genres liest du am liebsten? Als Antwortmöglichkeiten gibt es:
- Fantasy
- Krimi
- Thriller
- Science Fiction
- Romantik/Liebesgeschichten
- Erotik
- Historische Romane
- Humorige Belletristik
- Klassiker
Das erscheint irgendwie doppelt gemoppelt. Ganz auszuschließen ist es zwar nicht, dass manche Menschen am liebsten Erotik- Romane lesen und dabei besonders viel Wert auf Spannung legen. Oder humorige Belletristik mit Mystik und Magie bevorzugen. Aber die meisten Leser, die Action und Spannung bevorzugen, werden wahrscheinlich gerne Krimis und Thriller lesen. Auch Fantasy-Romane werden durch Action und Spannung nicht unbedingt schlechter.
Wichtig an einem Roman ist ohnehin nicht, ob er eher Action oder eher Humor enthält. Er sollte gut geschrieben sein. Wichtig sind Erzählstruktur, Stil, Charakterzeichnung und so weiter und so fort. Aber gut, am Ende ergibt die Umfrage vielleicht, dass Fantasy-Leser besonders Wert auf Erotik legen. Auch okay.
Am interessantesten sind die folgenden beiden Fragen:
In Das Schwarze Auge-Romanen sollten auch Dinge passieren dürfen, die sich nicht eins zu eins in Regeln des Rollenspiels übersetzen lassen (z.B. ein Fulminictus mit sichtbaren Effekten, ein Zauber, der nicht im Liber Cantiones steht, einen Oger mit einem Schlag fällen). Stimmst du dem zu?
In Das Schwarze Auge-Romanen sollten auch Dinge passieren dürfen, die vom Rollenspielhintergrund abweichen (z.B. ein anderer Graf als im Quellenbuch steht, ein Ganzkörperbild von Rastullah, eine anders benannte Dorfkneipe). Stimmst du dem zu?
Für gewöhnlich sehe ich das mit der Detailtreue nicht so eng. Grobe Schnitzer sollten zwar eher nicht vorkommen, aber bei den Feinheiten des Regelsystems und der Spielwelt gestehe ich jedem Autor eines DSA-Abenteuers ein gewisses Maß an Freiheit zu. Bei DSA-Romanen sehe ich das ein wenig anders.
Denn mal ehrlich: Warum werden DSA-Romane gelesen? Wohl eher nicht, weil sie ein literarischer Hochgenuss sind. Sie werden gelesen, weil es DSA-Romane sind. Mit Betonung auf DSA.
Beim Lesen der DSA-Romane geht es um den Wiedererkennungswert. Das Rollenspielsystem soll sich in den Romanen spiegeln. Wenn DSA-Romane aber nur noch bis zu einem gewissen Grad Ähnlichkeit mit den Eigenheiten des Rollenspiels haben, leidet der Wiedererkennungswert. Wo DSA drauf steht, sollte auch DSA drin sein. Andernfalls kann ich gleich zu anderen Fantasy-Büchern greifen.
18 Gedanken zu “Blick auf die DSA-Roman-Umfrage”
Ich sehe das genau so. DSA Romane liest man, wenn überhaupt, um eine Illustration der Spielwelt zu bekommen. Also das eher langweilige Bücherwissen zu Aventurien mit unterhaltsamen und v.a. einprägsamen Geschichten zu bebildern (Stichwort „Kopfkino“). So kann man einen Eindruck / ein Gefühl für die Spielwelt bekommen. Das sollte dann aber korrekt sein, also die Welt abbilden, wie sie ist.
PS: Was ist mit dem Link zur Umfrage los?
Hm, der Link funktioniert. Aber das Durchgestrichene stammt von meinem automatischen Broken Link Checker. Ich vermute, das hängt mit den Problemen zusammen, die Ulisses seit ein paar Tagen mit der Homepage hat.
Der Link zur Ulisses Seite hier funktioniert, aber der zur Umfrage dort nicht.
Aber die Seite mit der eigentlichen Umfrage (www.ulisses-umfrage.de) ist noch down. 🙁
Doppelpost 🙂
Jau. Naja, irgendwann wird Ulisses auch das Problem behoben haben.
Wenn sie von ihren eigenen Vorgaben abweichen, dann sagt das doch im Grunde nur aus, dass eine spannende Geschichte in dem jetzigen Setting nicht möglich ist. Damit es spannend wird müsste man den Hintergrund oder das Regelsystem anpassen… Das wiederum würde ja aber ein relativ schlechtes Bild auf das eigene Produkt werfen. „Hier wir geben dem Meister das Ende des Abenteuers vor, damit es ins offizielle Aventurien passt, aber in unseren eigenen Geschichten halten wir uns nicht dran, weil bwahaha wer hält sich schon an so ein schwachsinn? Bwahaha diese Rollenspieler…“
Guter Einwand. Da ist wohl was dran.
So pauschal würde ich das nicht sagen, was aber sicher stimmt ist, DSA bietet wenig Möglichkeiten für einen epischen Konflikt. Selbst das (meiner Meinung nach völlig zu Unrecht) hoch gelobte „Zerbrochene Rad“ von Kiesow ist an Banalität kaum zu überbieten. Da hätte der Autor die Möglichkeit gehabt, einen Erzbösewicht (Borbarad) als Antagonisten ins Feld zu führen, beschränkt sich in seiner Erzählung aber auf eine bornländische Provinzposse.
Das hat in meinen Augen mit der Beschreibungsdichte der Welt zu tun. In DSA ist jeder Brotkrumen in einer Bettelschale in Form und Konsistenz beschrieben, so dass man in dieser Kulisse nach anderen Konflikten suchen muss, aus denen man spannende Geschichten flechten kann. Aber die gibt es mit Sicherheit zuhauf. Seien es horasische Hofintriegen, dunkle Kulte in Al’Anfa oder verrückte Priester auf Maraskan. Schließlich sollen die Romane ja die Bilderwelt der Spieler füllen, und das geht auch im etwas kleineren, etwas weniger epischen Rahmen.
Viel ausschlaggebender ist die handwerkliche Qualität der Autoren. Können sie Spannung erzeugen? Sind die Charaktere glaubhaft? Ist die Geschichte wendungsreich, dabei aber stets glaubwürdig? (usw.)
Ich glaube hier liegt ein Denkfehler vor bezüglich Kiesows „Das zerbrochene Rad“. Er wollte nie ein Kriegsepos schreiben oder in dem Sinn eine spannende Geschichte schreiben. Der Roman ist eine „DSA-Adaption“ von Tolstois „Krieg und Frieden“ und soll vor allem über die meist wenig beachteten Menschen berichten, über die der Krieg hereinbricht – und die Personen sind diesbezüglich sehr schön ausgearbeitet. Wer halt einen action-geladenen, spannungsvollen Kriegsknüller erwartet wird stark enttäuscht werden, aber ich finde er gehört mit zu den besten DSA-Romanen überhaupt, da er die Menschen in der Spielwelt Aventurien wie kein zweiter transportiert.
Eine Frage wie „Ist es Ihnen wichtig, ob der Roman gut geschrieben ist?“ erübrigt sich aber, denn wer hätte da schon „Nein“ geschrien? Dass Romane gut geschrieben sein sollten, ist ja schon irgendwie dem Konzept „Roman“ inhärent … 😉
Was die Fragen angeht, ob man möchte, dass in einem Roman mehr möglich ist, als das Rollenspielsystem hergibt, hängt ihr euch aber gerade, glaube ich, am falschen Detail auf. Es geht nicht darum, festzustellen, ob Romanlesern das Rollenspielsystem zu uncool ist. Es geht darum, und das wurde von der Romandiskussion bei Nandurion initiiert, in wie weit es als Vergehen eingestuft wird, wenn es im Roman eine Zaubervariante gibt, die es sonst nicht gibt.
Die Frage zielt also eher darauf ab, in wie weit man Regeln, die die Spielwelt Aventurien abbilden, in Romanen wiedererkennen will / muss, welche ihrerseits darauf abzielen, ebenfalls die Spielwelt Aventurien abzubilden. >__>
Ganz subjektiv bin ich, z.B. kein Freund gemurmelter Zaubersprüche. Ich mag es nicht, wenn Roman-Magier „Paralü Paralein“ vor sich hin singen müssen. Genauso wenig bin ich der Ansicht, dass ein Romankampf dem Rollenspielkampf nachempfunden sein muss, als hätte man die Charaktere tatsächlich mittels Charakterbögen und Würfeln gegeneinander antreten lassen. Ich möchte nicht aus einem Roman herauslesen, wer gerade die 20 gewürfelt hat – es ist ein Roman, und es stört meine Immersion, wenn ich Regeln herauslese.
Die Regeln sollen ein Mechanismus sein, der die Wirklichkeit abbildet. Ich möchte nicht, dass ein Roman ein Mittel ist, einen Mechanismus abzubilden, der die Wirklichkeit abbilden will – das nimmt mir zu viele Umwege.
Und versteht mich jetzt nicht falsch: Ich möchte nicht, dass es ogerfällende Zauber in Romanen gibt oder den leuchtenden Fulminictus. Ich sehe ein, dass DSA-Romane primär wegen DSA gelesen werden. Trotzdem habe ich den Anspruch daran, dass sie alles in allem den gleichen Richtlinien unterliegen wie „normale“ Fantasy-Romane. Und die Kanonizität und der Aventurien-Echtheitsfaktor kommen als zusätzliche Richtlinien hinzu.
Ein Roman soll sich an Genre, Theme und Kanon seiner Welt halten.
Gibt es nicht ogerfällende Zauber? So ‚Ignifaxius oder so?
btw Ich habe Krieg und Frieden gelesen, Kiesow mag so etwas zu schreiben gewollt haben
Die Umfrage muss im Zusammenhang mit dieser Diskussion auf Nandurion http://nandurion.de/blog/2013/04/21/einige-neue-romane-angekundigt-und-cover-gezeigt/#comments und der daraus resultierenden Diskussion im Ulisses-Forum http://www.ulisses-spiele.de/forum/viewtopic.php?f=91&t=2200 gesehen werden.
Hmmmm…. ich bin da flexibel,
Wenn der Dorfvorsteher von Kuhkaff Nummer 341 statt Bento Birkenbichler Alrik Albenhus heißt ist mir das derartig egal… dagegen verdient ein mit Agrarerzeugnissen gefülltes Jutebehältnis in der Provinz Kanton eine Sondersendung bei allen Fernsehanstalten. Das genaue Aussehen eines Zaubers ist mir nicht so wichtig, solange er in Beschreibung und Wirkung mit mit der Beschreibung im Liber halbwegs überein stimmt.
Wo ich pingelig bin ist der „Geist“ der Welt, und wichtige Eckpunkte. Wenn zum Beispiel die Magierakademie in Elenvina als ebenso pleite wie rückgratlos beschrieben wird, dann dürfen eben diese bettelarmen Magier nicht plötzlich mit einer Schubkarre voller Gold vor der Inquisition auftauchen und die Herausgabe eines ihrer Leute fordern, nur weil sie da nicht als Offizielle der Akademie sondern als Offizielle der Gilde fungieren. Genauso darf ein steifer paragraphenreitender Inquisitor vom Orden vom Bannstrahle Praios nicht plötzlich von sich aus einen mutmaßlich kriminellen, paktierenden Magier freilassen weil er ja ein Weißmagier ist, und die Weiße Gilde ist und die ihre Mitglieder frei kaufen darf.
Hola!
Ich denke, wenn eine Geschichte packend geschrieben ist, dann fallen kleinere Abweichungen nicht auf – und ein paar kosmetische Details kann man gerade bei Zaubern und entsprechend erfahrenenen Zauberern auch immer mit der Zauberwerkstatt erklären. 😉 Im Gegensatz zu einem Abenteuer muss der Roman nicht alles erklären – der Rechtfertigungsdruck ist ein anderer. Wenn ich in einem Abenteuer vom Wortlaut des Regelwerks abweiche und nicht gleich eine gute Erklärung mitgebe, weiß ich, dass mich manche garantiere an meinen Familienjuwelen am Baum aufhängen werden. Im Roman verspielt sich das eher, wenn es kein vollkommener Bruch ist.
Mit der Hintergrundwelt bin ich schon pingeliger, die muss im Roman genauso abgeklopft sein wie bei Abenteuern. Ich will jedenfalls nicht von der nordmärkischen Herzogin Anabell lesen, die mit dem albernischen König in Scheidung lebt.
Gerade jetzt, wo Roman- und Spiellizenzen wieder unter einem Dach sind, sollten die Romane eine Erweiterung und Vertiefung der Welt und des Spielgefühls darstellen.
So, und jetzt denke ich mal über das Exposé für einen erotischen DSA-Erotikroman nach.
Sonnige Grüße!
Michael
Hi!
Ich habe gestern aus einer „Bücherschrank“-Umsomst-Bücherei einen Fantasy-Roman von Uschi Zietsch gezogen – irgendwas mit Dämonen, Blut, blabla…
Den Namen der Autorin kannte ich irgendwoher… richtig, von mindestens einem Roman aus der absoluten DSA-Steinzeit.
Es war ein Roman, der nix, aber auch nix, mit DSA zu tun hatte.
Damals hatte man eine generische Fantasy-Story genommen und da noch fünf Seiten Prolog mit Aventurien-Bezug vorgebaut. („Nach einem erfüllten Abenteuerleben beschloss Aigolf, als letzte Herausforderung das Eherne Schwert zu erkunden…“)
Dass besagter Aigolf als altgedienter Krieger selbstverständlich zwei Flammenschwerter als Waffen führte, sollte klar sein…
Lange Geschichte kurz: Nach diesem Flashback in schwarze Zeiten könnte ich mit jeder der oben genannten Abweichungen leben.
Etwas, das laut Umfrage nicht im DSA-Regelwerk umsetzbar ist: einen Oger mit einem Schlag fällen
Erster Satz aus der Inhaltsbeschreibung von WdS: Wie kann ich einen Oger mit einem Schlag besiegen?
Zeigt sich da die geballte Kompetenz der Verantwortlichen oder ist das ein Witz, den ich nicht verstehe?