Das Erschlaffen der DSA-Community

DSA hat viele Fans. Doch gibt es immer weniger Fans, die sich einbringen, mitgestalten und die Entwicklung des Schwarzen Auges kreativ und konstruktiv begleiten. Oder täuscht das?

Was ist los mit der DSA-Community? In den Foren plätschern die Threads vor sich hin. Die DSA-Gruppe auf Facebook ist kaum mehr als eine Kurze-Frage-kurze-Antwort-Pinnwand. Wiki Aventurica hat das Tempo gedrosselt. Nandurion war auch schon mal aktiver, andere Blogs ebenso (diesen eingeschlossen). Über alle digitalen DSA-Kanäle hinweg entsteht der Eindruck: Es fehlt an Themen und Interesse. (Linktipp: Sinkende Teilnahme bei Abstimmungen im DSA-Forum)

Woran es nicht mangelt: An Let’s Plays, Spielberichten und – mit Abstrichen – Rezensionen. Die gibt es massenhaft. Aber Gespräche, Diskussionen und Austausch über Regelfragen hinaus? Häufig Fehlanzeige.

Tatsächlich scheint sich Lethargie breitgemacht zu haben. Viele Menschen spielen zwar mit Begeisterung DSA. Vielleicht sogar so viele wie lange nicht. (Wer kennt schon die Zahlen?) Weniger Menschen aber scheinen sich für die Entwicklung von DSA zu interessieren.

Die DSA-Community spielt und konsumiert. Mit Fragen der Produktpolitik, Spielkonzeption, Redaktionsplanung oder Hintergrundgestaltung beschäftigen sich aber scheinbar immer weniger Personen.

Das wirft vor allem zwei Fragen auf:

  • Was sind die Ursachen für das Erschlaffen der Community?
  • Was sind die Folgen?

Über die Ursachen lässt sich nur mutmaßen. Doch es gibt mehrere Theorien.

Die Ursachen

Die Keine-Zeit-Theorie: Der ohnehin kleine Kreis aktiver DSA-Community-Mitglieder ist durch eine zufällige Häufung persönlicher Gründe weiter geschrumpft.

Die Alles-ist-gut-Theorie: Mit DSA5 hat Ulisses den Druck aus dem Kessel genommen. Die überwiegende Mehrheit der DSA-Community ist mit der 5. Edition zufrieden. Es besteht kaum Bedarf für Diskussionen.

Die Nicht-hier-aber-woanders-Theorie: Es wird immer noch über DSA geredet, gelacht und gestritten, auch über grundsätzliche DSA-Themen. Doch die Medien haben sich geändert. Foren und Blogs sind out. Der Austausch ist kleinteiliger und weniger öffentlich organsiert.

Die Ich-gebe-es-auf-Theorie: Irgendwann ist nicht nur alles gesagt. Irgendwann ist sogar alles von allen gesagt. Der x-te Blogbeitrag über den irrwitzig hohen DSA-Produktausstoß oder die unsinnig kleinteiligen Regeln will irgendwann niemand mehr lesen oder schreiben.

Die Ich-bin-dann-mal-weg-Theorie: Nicht erst seit DSA5, vorher schon hat die Verlagspolitik von Ulisses Spiele viele aktive Mitglieder der DSA-Community ernüchtert. Immer mehr von ihnen haben sich zurückgezogen und sich anderen Systemen oder ihrer eigenen DSA-Variante zugewandt.

Und die Folgen?

Die Folgen einer erschlafften DSA-Community sind schwer einzuschätzen. Das Schwarze Auge lebt von der Kreativität seiner Fans. Sie haben über viele Jahre nicht nur die Entwicklung begleitet, sondern DSA und Aventurien mitentwickelt. DAS war immer offen für den Input der Community. Diese niedrige Schwelle zur Mitgestaltung ist lange Zeit ein Wesensmerkmal des Schwarzen Auges gewesen, vielleicht sogar das Wesensmerkmal.

Mit dem Rückzug der Community verliert sich dieser Charakter zunehmend. DSA wird zu einem „normalen“ Spiel, dessen Gestaltung allein in den Händen des Verlages liegt. Verstärkt wird dieser Trend dadurch, dass Ulisses die Gestaltung der Spielwelt zunehmend in andere Bahnen lenkt.

Der vor einigen Jahren erfolgte Umbau der Redaktion, die Fanrichtlinien, das Scriptorium Aventuris – all diese Maßnahmen zielen in diese Richtung. Es ist ein Schritt in Richtung größerer Professionalisierung. Wer an den Wildwuchs früherer DSA-Jahre denkt, wird darüber nicht nur traurig sein. Doch das offene, das anarchische, das chaotische und eben auch vielstimmige DSA der früheren Jahre hatte seinen Reiz.

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