Warum DSA5 kaum Änderungen bringt

dsa5Plötzlich bin ich wieder DSA-Einsteiger. Ulisses hat mich dazu gemacht. Weil ich in der großen DSA-Umfrage 2012 für eine Vereinfachung der Regeln und des Hintergrund gestimmt habe, bin ich zum DSA-Neuling geworden, zum Rollenspiel-Grünschnabel. So steht es seit der Ankündigung von DSA5 auf der Ulisses-Homepage:

Die Umfrage zeigte als zweite größere Strömung aber auch den Wunsch nach einer Vereinfachung von Regeln und Hintergrund, kurz gesagt nach einer Einsteigerversion.

Anfangs habe ich diese Formulierung nur ein wenig amüsiert zur Kenntnis genommen. Als DSA-Einsteiger habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Mein erster Kontakt zum Schwarzen Auge liegt viele, viele Jahre zurück. DSA-Einsteiger? Ich? Naja. Nicht wirklich.

Leider ist diese Formulierung von Ulisses nicht nur für amüsiertes Kopfschütteln gut. Sie offenbart auch ein merkwürdiges Verständnis von Regeldesign, das sich grob so zusammenfassen lässt:

– Einfache Regeln sind für Einsteiger

– Komplexe Regeln sind für Fortgeschrittene

Erfahrene Rollenspiele, die einfach Regeln schätzen, haben in diesem Gedankenmodell so wenig Platz wie die Vorstellung, dass auch mit einfachen Regeln ein anspruchsvolles Spiel möglich ist. Für DSA lautet das Motto: Viel hilft viel.

Nur schwierige Regeln sind gute Regeln

Ulisses-Verlagsleiter Mario Truant hat das auf der RatCon so formuliert: „DSA ist kein einfaches Spiel.“ DSA5 soll daran nichts ändern und wird weiterhin zahlreiche komplexe und detailreiche Regeln haben. Ein Problem sieht Ulisses darin nicht.

In der Gedankenwelt des Verlages sind schwierige Regeln nur für Einsteiger problematisch. Für die wird es zukünftig eine abgespeckte Einsteigerversion geben: DSA-Klassik. Erfahrene Rollenspieler jedoch werden keine Probleme mit den komplexen und detailreichen DSA-Regeln haben. Ganz im Gegenteil: Erfahrene Rollenspiele schätzen komplexe Regeln, denn einfache Regeln sind in den Augen von Ulisses nur etwas für Einsteiger.

Diese Sichtweise erklärt, warum Ulisses mit DSA5 keine grundlegende Überarbeitung des Regelsystems anstrebt. Das Problem sind nicht die Regeln, das Problem sind die (unerfahrenen) Spieler. Platt formuliert: Die Spieler müssen sich nur lange genug mit den Regeln beschäftigten – dann wird alles gut.

Was soll DSA5 leisten?

DSA5 hat nur ein Ziel: Gelöst werden sollen die Probleme, die selbst nach intensiver Beschäftigung mit dem DSA4.1-Regelsystem noch bestehen blieben.

Deswegen gab es im Vorfeld der Arbeiten an DSA5 auch nicht die von manchen angemahnte Klärung, was die neue Regelversion grundsätzlich leisten soll. Deswegen beschäftigen sich alle bisher bekannt gewordenen Pläne für DSA5 nur damit, welche DSA4.1-Regeln umgestaltet werden sollen und welche nicht. Deswegen schreibt Mario Truant nur darüber, dass sich die Vor- und Nachteile eines Helden, die bei der Charaktererschaffung erworben werden, teilweise leicht verändern sollen. Kein Wort darüber, welche Rolle die Vor- und Nachteile eines Charakters spielen sollen und ob das bisherige Regelkonzept diesen Vorgaben gerecht wird.

Grundlegende Überlegungen über Art und Umfang der DSA-Regeln werden nicht angestellt, weil Ulisses offenbar überzeugt ist, dass das DSA-Regelsystem in seiner bisherigen Form grundsätzlich gut ist. DSA5 soll daher nur eins leisten: Ein bereits sehr gutes Regelsystem – wer das anders sieht, ist Einsteiger – noch besser machen. Am Ende steht dann das „beste DSA aller Zeiten“.

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