Kapitalistische Heuschrecken haben Das Schwarze Auge gekapert und saugen das beliebteste Rollenspiel Deutschlands rücksichtslos aus. Bis zum letzten Cent wird die Produktreihe ausgequetscht. Schon bald wird von DSA nur noch die leere Hülle eines Spiels bleiben, das einst die Fantasie von Tausenden beflügelte. Glaubt Ihr das? Oder nicht? DSA-Autor Mike Krzywik-Groß glaubt das auf jeden Fall nicht.
In seinem Blog widerspricht Mike in einem aktuellen Beitrag all den Kritikern, die in der Ulisses Medien & Spiel Distribution GmbH eine Ansammlung von geldgeilen Kapitalisten und stümperhaften Redakteuren sehen. Vier zentrale Gegenargumenten hält Mike den DSA-Nörglern entgegen.
Gegenargument 1: Keine Quantität vor Qualität
Ein Blick auf die aktuellen Veröffentlichungen zeige, dass es unter Ulisses zu keinem nennenswerten Mehrausstoß von Produkten gekommen sei. Das viel zitierte Argument der „Quantität vor Qualität“ greife also nicht. Im Vergleich mit anderen Unternehmen (aus anderen Branchen) komme Ulisses sogar noch gut weg.
Gegenargument 2: Rollenspiel aus Leidenschaft
Die Verantwortlichen von Ulisses seien keine raffgieren Geldmacher, sondern Rollenspieler, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hätten und mit Herzblut bei der Sache seien. Die handelnden Personen stünden daher nicht im Verdacht, nur an dem Geld des Kunden interessiert zu sein. Geld spiele natürlich eine Rolle – der Kühlschrank muss gefüllt werden – in erste Linie ginge es ihnen aber um die kreative Arbeit
Gegenargument 3: DSA-Produkten haben Qualität
Mike sieht keinen Trend zu inhaltslosen, langweiligen Abenteuern. Zwar gäbe es stärkere und schwächere Produkte, aber das sei vor Ulisses auch schon der Fall gewesen. Viel mehr habe es in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen in Aufbau, Layout und der gesamten Präsentation gegeben.
Gegenargument 4: Transparenz und Ansprechbarkeit
Die DSA-Verantwortlichen säßen nicht im Elfenbeinturm. Über zahlreiche Wege könnten DSA-Spieler mit DSA-Machern ins Gespräch kommen. Viele Verantwortliche seien um Offenheit und Transparenz bemüht, gäben Einblicke in ihre Arbeit und nähmen Kritik und Anregungen auf.
Mikes Text ist Teil einer ausufernden Diskussion im Vinsalt-Forum. In einem sehr lange, etwas unübersichtlichen Thread wird über die DSA-Fortschritte und DSA-Fehlentwicklungen unter Ulisses gestritten. Nach einem flüchtigen Blick lässt sich die dortige Diskussion grob in zwei wiederstreitende Positionen zusammenfassen:
Position A: „Früher war alles besser!“
Position B: „Stimmt doch gar nicht!“
Es lohnt aber ein etwas tieferes Eindringen in die dortige Auseinandersetzung. Nicht nur ist der Thread ein schöner Querschnitt der aktuellen Kritikpunkte an Ulisses, es werden zudem zahlreiche interessante und nachdenkswerte Argumente ausgetauscht. Einige (Ex-)DSA-Autoren haben sich zu Wort gemeldet und ihre Sicht auf die gegenwärtige Lage zum Ausdruck gebacht. Einen Diskussionsstrang zu diesem Thema – und Mikes Blogbeitrag – gibt es mittlerweile auch im DSA4-Forum.
Wer also gerade nichts Besseres zu tun hat (und was gibt es Besseres, als über die DSA-Zukunft zu schwadronieren?), sollte mal im Vinsalt-Forum vorbeischauen und der ewigjungen Frage nachgehen: Stirbt DSA mal wieder?
7 Gedanken zu “DSA-Diskussion im Vinsalt-Forum”
Der Thread hat einen merkwürdigen Anfang genommen, und der Eröffnungsbeitrag wurde vom Ersteller auch ziemlich bald wieder aus dem Netz genommen (ich hab ihn zu keinem Zeitpunkt lesen können und kann nur beurteilen, welche Reaktionen darauf kamen – schien eine nicht haltbare Position gewesen zu sein).
Von daher bin ich ein wenig überfragt, ob die Argumente, zu denen Mike eine Contra-Position bezogen hat, tatsächlich so vertreten worden sind, denn auch mir erscheint das eher wie eine Zuspitzung.
Ja, der Anfang ist wirklich merkwürdig. Hat mich zunächst auch vewirrt (ich hatte in den Thread schon vor ein paar Tagen reingelesen). Später wird es aber interessanter.
Und Mikes Blogbeitag habe ich nicht nur als Contra-Position auf den Eröffnungsbeitrag verstanden, sondern als Contra-Position zu einer allgemeinen Diskussion, die mal, mal dort geführt wird.
Wobei ich dann Mikes Zuspitzung noch weniger verstehe, denn er unterstellt praktisch jedem Kritiker, dass er diese „Argumente“ verfolgt. In ihrer Formulierung dürfte sich da aber praktisch niemand angesprochen fühlen, trotzdem tut er so als sei es bei „den Kritikern“ entsprechend verbreitet so zu denken und zu argumentieren. Und damit bügelt er auch moderat und begründet vorgetragene Kritik ab. Das ist es, was mich an dem Blogbeitrag stört.
Ich mag diese Lagerunterteilungen nicht. Pro Ulisses, Contra Ulisses. Sobald man diese vornimmt, kann man eigentlich keine sinnvolle Diskussion mehr erhalten.
Auch die Qualität von ganzen Produktionslinien lassen sich wohl kaum bemessen, im Sinne von „sind die Abenteuer besser oder schlechter als früher“.
Kritik sollte immer spezifisch und vor allem auch subjektiv sein. Was dem einen gefällt, gefällt dem nächsten noch lange nicht. Wenn mir ein Band nicht zusagt, kann mir der nächste trotzdem relevant sein.
Solche Diskussionen kennt man ja schon aus Alveran und die meisten sind wohl recht müde, sich bei sowas zu beteiligen. Hinterher ist keiner schlauer, aber jeder sich gewiss, Zeit verschwendet zu haben.
Kritik allgemein hingegen, die sich ehrlich und fair einzelnen Produkten widmet, sollte man jedoch ebenso fair annehmen und nicht pauschalisieren. Und wenn Fans mit aktuellen Produktionsstrategien Probleme haben, wie beispielsweise dieser Uthuria-Sache, dann tut der Verlag gut daran, diese zur Kenntnis zu nehmen.
DSA ist und war immer ein Fanprodukt. Von und für Fans. Mit allen Vor- und Nachteilen, die solch eine intensive Fanbeziehung eben mit sich bringt.
Huhu!
In meiner Absicht lag es keineswegs, allen Kritikern eine Gemeinsamkeit zu unterstellen. Das ist, mit allem Respekt, absurd. Ich habe eine Position aufgegriffen, die ich im Thread herausgelesen habe und in vorherigen Diskussionen häufig wahrgenommen habe. Wenn sich nun viele Menschen melden und sagen, dass sie sich nicht von meiner Kritik angesprochen fühlen – super! Das finde ich sehr erleichternd.
Und ich möchte auch sicherlich nicht irgendwelche Kritik abbügeln. Ich verstehe mich selbst als kritisch denkender Mensch und freue mich sehr, wenn jemand seine Zeit opfert um in einem Forum (oder noch besser an anderer Stelle) seine Meinung kundtut. Deshalb: Gerne kritisieren! Und wenn ich mir einige Reaktionen auf meinen Artikel anschaue, habe ich auch nicht das Gefühl, dass ich faktisch Kritik abgebügelt habe. Eher im Gegenteil.
Liebe Grüße
Mike
Mein Highligth bei der Diskussion sind die co.mischen Co.mmentare.