Eigentlich ist zum DSA-Regelsystem schon alles gesagt. Und eigentlich hatte ich mir vorgenommen, keine neue Runde im lustigen „Warum-die-DSA-Regeln-doof-sind„-Spiel einzuläuten. Aber wie das mit guten Vorsätzen nun mal so ist – sie werden bekanntlich gemacht, um gebrochen zu werden. Außerdem gibt es einen guten Grund.
Auf der Homepage der Helden-Software hat Entwickler little.yoda in einem lesenswerten Beitrag erläutert, wie das DSA-Regelwerk ihm manchmal das Leben schwer macht. Seit fast acht Jahren arbeitet little.yoda an der Helden-Software und muss die Regeln in Programmiercode umsetzen. Eine Aufgabe, die alles andere als einfach ist.
Ich habe es schon immer gesagt (äh… eigentlich nicht, aber ich tu es fortan): Das Problem im DSA-Regelwerk sind nicht die grundlegenden Regelmechanismen. All die 3W20-Proben-Hasser und Aktive-Parade-Gegner mögen jetzt Zeter und Mordio schreien, aber nicht die 3W20-Probe und nicht die aktive Parade machen das DSA-Regelsystem so mies. Das Problem sind die unzähligen Sonderregeln.
Man stelle sich vor, man müsste alle Sonderregeln des DSA-Regelwerks durcharbeiten, in einen Algorithmus pressen und in eine Software implementieren. Schrecklich, oder? Genau das müssen die Entwickler der Helden-Software tun. In seinem Text hat little.yoda nun einige der merkwürdigsten, widersprüchlichsten, kompliziertesten und überflüssigsten Sonderfälle aufgelistet.
Exemplarisch picke ich an dieser Stelle einen Sonderfall heraus, die ich besonders skurril finde:
Es gibt nämlich zwei unterschiedliche Arten, Talente mit negativem Wert zu steigen. Die Regeln für Basistalente und davon abweichend Regeln für Spezialtalente.
Wenn das Talent mit dem negativen TaW ein Spezial-Talent ist, dann gilt dieses als nicht aktiviert, […], aber selbst wenn der Wert (0) erreicht ist, gilt es immer noch nicht als aktiviert. Erst wenn nun noch einmal die Aktivierungskosten (Zeile Akt.) bezahlt werden, darf der TaW 0 ohne Klammern eingetragen werden: […]
Für Basistalente lautet der Steigerungsweg also:
-2, -1, 0, 1, ...
Für Spezialtalente hingegen:
-2, -1, (0), 0, 1,…
Und diese Art Sonderregeln gibt es zuhauf. Und alle müssen in die Helden-Software eingearbeitet werden. Wahnsinn, oder?
8 Gedanken zu “Skurrilitäten des DSA-Regelwerks”
Wobei das noch eine Regel ist, die leicht nachvollziehbar und auch eigentlich sinnvoll ist – sie ist nur doof in die Software zu implementieren.
Logisch ist sie aber schon: Alle Basistalente ohne Wert gelten als aktiviert mit dem TaW 0. Auf dem Standard-Heldenbogen kann man also bei allen vorgedruckten Talenten, die nach der Generierung keinen Wert zugewiesen haben, eine 0 hinschreiben und künftig darauf Proben ablegen.
Bei Spezialtalenten gilt dies nicht. Wenn man keinen Wert hat, darf man nicht darauf proben – sie stehen normalerweise nicht einmal auf dem Heldendokument. Dieser Status des Nicht-Aktiviert-Seins wird durch die (0) ausgedrückt. Denn welchen Wert haben Spezialtalente, die einen negativen Talentpunkt erhalten, etwa durch eine besonders unpassende Kultur? Eben: -1. Eigentlich ja sogar (-1), denn darauf eine Probe ablegen darf man ja dennoch nicht, obwohl das Talent jetzt wohl auf dem Heldenbogen stehen wird, um den negativen Wert zu dokumentieren.
Mit Stift und Papier, dem ursprünglichen Arbeitsgerät des Rollenspielers, ist gerade diese Regelung also nicht wirklich ein großes Problem – und erst recht kein Sonderfall. 😉
Bye, Feyamius.
Spannenderweise darf ich auf alle Talente, die auf meinem Charakterbogen stehen, Proben ablegen. Spezialtalente mit negativem TaW stehen auf dem Charakterbogen.
Spezialtalente mit negativem TaW gelten als nicht aktiviert. Nicht aktivierte Talente dürfen nicht auf dem Charakterbogen stehen und ich darf keine Proben auf sie ablegen.
Welche Regel schlägt welche? 😉
Das eigentliche Problem ist doch, dass man die munchkinerprobte Königsregel zur Lösung aller Streitfragen nicht gut in der Software implementieren kann, nach der sich alle so lange anschreien, bis sie heiser sind, und im Zweifelsfall derjenige Recht hat, dem das Spiel gehört.
+1
Genau Joshi… Ist ne einfache und Vorallen anwendbare Regel…
Äh, ja, okay. Das leuchtet ein. Aber ein Sonderfall ist es irgendwie schon, oder? Und wahrscheinlich gibt es für jeden Sonderfall eine einleuchtende Erklärung.
Diesen ganz Sonderregeln wurde schließlich nicht erfunden, um Spieler (oder Programmierer) zu ärgern, sondern weil sich irgendjemand Gedanken gemacht hat. Und wahrscheinlich hat er es auch gut gemeint – aber das ist häufig das Gegenteil von gut gemacht. 😉
Ich mag DSA ja sehr, und spiele es auch, wegen der etwas naiven aber gut ausgearbeiteten Welt. Die Regeln hingegen sind eine Katastrophe. Das sieht man schon alleine daran, dass die Grundregeln alleine (WdH, WdS, WdG, WdZ) über 1.300 Seiten haben – völliger Irrsinn!
Regeln sind bei DSA nicht die Regel sondern die Ausnahme von einem Sonderfall…
Dir kann ich auch nur zustimmen.