Wann kehrt denn der Kaiser zurück?

Rückkehr des Kaisers Cover - Urheber: Zoltan Boros und Gabor SzikszaiAls DSA-Spieler bin ich zutiefst autoritätsgläubig. Gardisten, Geweihte und Gildenmagier werden von mir stets mit Respekt behandelt. Ihr Wort hat Gewicht. Dabei weiß ich zwar durchaus zwischen einem tumben Büttel und einer gelehrten Spektabilität zu unterscheiden. Doch selbst der versoffene Nachtwächter in irgendeinem nostrischen Dorfflecken ist für mich Inhaber einer amtsgegebenen Autorität, die ihn zunächst einmal zu einer Respektperson macht.

In besonderem Maße trifft dies auf Personen zu, die allein durch ihre Geburt höchsten Respekt genießen: Adlige. Sie sind für mich die Respektpersonen schlechthin. Ihr Wort ist Gesetz, ihre Autorität ist unerreicht.

Zumindest war das mal so.

In den letzten Jahren haben Adlige in meiner Wahrnehmung einen dramatischen Autoritätsverfall erlitten. Selbst Träger höchster Adelstitel mussten sich weit größeren Mächten beugen. Emporkömmlinge konnten überall in Aventurien Herrschaft, Titel und Autorität an sich reißen – während der Adel weitgehend hilflos dabei zusehen musste, wie seine eigene Macht verfiel.

Getriebene statt Gestalter

Dieser Autoritätsverfall ist nicht nur auf den Adel beschränkt. Auch die Kirchen haben an Macht, Ansehen oder Einfluss verloren. Doch von den Umwälzungen der jüngeren aventurischen Vergangenheit ist der Hochadel besonders betroffen gewesen.

Adlige sind in Aventurien zu Nebendarstellern geworden. Sie werden hin- und hergeworfen von Ereignissen, die außerhalb ihres Einflussbereiches liegen. Jeder Adlige ist austauschbar geworden – und wurde in der Vergangenheit ausgetauscht.

Das gilt selbst für den höchsten Adligen Aventuriens, den Herrscher über das Mittelreich: Auf Kaiser Hal folgte Brin, auf Bring folgte Emer, auf Emer folgte vorübergehend Jast Gorsam, kurz versucht es Answin von Rabenmund, bis Rohaja schließlich den Kaiserthron bestieg, während sich gleichzeitig aber Selindian Hal als rechtmäßigen Thronerben betrachtet.

Das sind sieben Herrscher in gut 20 aventurischen Jahren.

Kommen und Gehen

Für mich waren Adligen früher die Fixsterne der aventurischen Hintergrundgeschichte. Mittlerweile sind sie wie Sternschnuppen, die kurz aufglühen und ebenso schnell wieder verschwinden. Heute könnte ich kaum eine Handvoll aventurischer Adlige beim Namen nennen.

Ein Teil dieser Unkenntnis lässt sich vielleicht auf meine mangelnde Beschäftigung mit den aventurischen Ereignissen zurückführen. Aber umso bezeichnender ist es, dass ich mich erst intensiver mit der jüngeren aventurischen Vergangenheit beschäftigen müsste, um die Namen einflussreicher Adliger parat zu haben.

Bedeutende Meisterpersonen sind die Gesichter Aventuriens. Mittlerweile kommt Aventurien aber arg ausdrucklos daher.

Am Ende der Kampagne um das Jahr des Feuers wurde die Rückkehr des Kaisers versprochen. Dieses Versprechen habe ich immer auch als eine Renaissance des adeligen Standes interpretiert. Ich habe mir sogar den Beginn einer neuer Beständigkeit im Umgang mit Meisterpersonen erhofft. Leider ist dieser Wunsch bislang nur selten in Erfüllung gegangen.

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