Was macht eine gute Rezension aus?

Geheimband-CoverDas Internet ist voll von Rezensionen zu DSA-Produkten. Manche sind lang, andere sind kurz. Einige sind spaßig, andere nüchtern. Viele sind interessant, andere langweilig. Vor allem aber: Nicht alle sind hilfreich. Es gibt Rezensionen, bei denen ist der Leser nach der Lektüre nicht schlauer als vorher. Die Frage ist: Was zeichnet eine gute Rezension aus?

Auf Arkanil gibt es ebenfalls ein paar Rezensionen. Allerdings habe ich mir bislang noch nie grundlegend Gedanken gemacht, wie eine gute Rezension aussehen sollte. Jedes Mal musste ich so neu um den richtigen Rahmen und Inhalt ringen. Das soll ein Ende habe. Künftig soll es für meine Rezensionen von DSA-Produkten ein einheitliches Muster geben. Meine Überlegungen, wie dieses Muster aussehen könnte, möchte ich heute vorstellen – und hoffe dabei auf Eure Anmerkungen, Anregungen, Vorschläge und Einschätzungen.

Der Aufbau einer Rezension variiert je nach Art des DSA-Buches. Für ein Regelwerk sind andere Punkte von Bedeutung als für eine Regionalbeschreibung oder ein Abenteuer. Die meisten DSA-Bücher, die ich in naher Zukunft rezensieren möchte, werden Abenteuer sein. Das im Folgenden beschriebene Rezensions-Muster bezieht sich daher in erster Linie auf Abenteuer.

Die Rezension eines DSA-Abenteuers soll vier Abschnitte umfassen:

  • Thema
  • Handlung
  • Form
  • Aufmachung

Entscheidung für die Bewertung eines Abenteuers ist selbstverständlich der Inhalt. Spieler oder Spielleiter wollen wissen, worum es in dem Buch geht. Zu jeder guten Rezension gehört daher ein Blick auf den Inhalt. Speziell für Abenteuer gilt: Unterschieden werden muss zwischen dem Abenteuerthema und der Abenteuerhandlung.

Das Thema

Das Thema ist der Leitgedanken, das Grundmotiv eines Abenteuers. Handelt es sich um ein Entdeckerabenteuer oder ein Detektivabenteuer? Ist es eher Low Fantasy oder stoßen die Helden mit jedem Schritt auf arkanen oder karmalen Ausgefallenheiten? Geht es eher um Kampf oder um soziale Interaktion?

Interessant ist nicht nur das Thema selbst, sondern wie es im Abenteuer aufgedeckt und im weiteren Verlauf entwickelt wird. Manche Abenteuer beginnen als bodenständige Detektivgeschichte und enden als mythologische Götterschlacht in jenseitigen Sphären. Ein Blick lohnt sich zudem auf die Einordnung des Abenteuerthemas in den größeren DSA-Zusammenhang. Manche Themen sind typisch DSA und (gefühlt) schon hundertfach erlebt und erspielt, andere sind gänzlich neu oder un-DSA-isch.

Das Thema lässt sich allerdings nur schwer bewerten, es ist eine Geschmacksfrage. Manche Spieler mögen es bombastisch, andere bodenständig. Bereits ein flüchtiger Blick in die Abenteuerbewertungen des DSA4-Forums zeigt, dass die Beurteilung häufig von persönlichen Vorlieben für ein Thema abhängt. Eine Rezension sollte die Bewertung des Themas daher weitgehend den Lesern überlassen.

Die Handlung

Die Handlung eines Abenteuers ist etwas anderes als das Abenteuerthema. Mit Handlung ist der Verlauf der Geschehnisse gemeint, die in ihrer Wechselwirkung erst den Plot des Abenteuers ergeben. Oder anders: Wer macht was, wie, wo, wann und warum? Mit diesen Fragen im Hinterkopf wird die Handlung eines Abenteuers bewertet.

Beispiele:

  • Wer sind die handelnden Personen? Sind es die Helden? Oder sind es die Meisterpersonen, wodurch die Helden zu Statisten degradiert werden?
  • Was können die Helden machen? Welche Charaktere sind geeignet? Sind es spannende Abenteueraufgaben? Passen die Aufgaben zum Abenteuerthema?
  • Wie können die Helden im Rahmen der Handlung agieren? Haben sie große Freiheiten und wird Eigeninitiative gefordert? Oder ist Verlauf und Ergebnis vorgegeben?
  • Wo spielt das Abenteuer? Sind es interessante und abenteuerliche Oret? Städte? Wildnis? Sind die richtigen Orte gewählt? Oder fehlen für die Handlung wichtige Orte?
  • Wann spielt das Abenteuer? Über was für einen Zeitraum? Ist der Zeitraum vorgegeben? Ist das Abenteuer fest in die geschichtlichen Hintergrund eingebettet?
  • Warum entwickelt sich die Handlung so wie sie es tut? Ist die Motivation der Helden und der Meisterpersonen nachvollziehbar? Oder sieht die Handlung unwahrscheinliche Aktionen vor?

Mit den Anworten auf diese Fragen wird im Rahmen einer Rezension die Abenteuerhandlung bewertet. Dabei ist es nicht notwendig, auf die Details der Handlung einzugehen. Oder mit anderen Worten: Die Rezension kommt ohne Spoiler aus.

Doch ist das wirklich gewünscht? Sollte eine gute Rezension nicht auch die vollständige Handlung knapp zusammenfassen? Ich bin unentschlossen. Technisch zumindest wäre es kein großes Problem, die Zusammenfassung so zu gestalten, dass Spieler die Spoiler nicht versehentlich lesen.

Die Form

Die Form eines Abenteuers ist fast so wichtig wie die Handlung. Ohne vernünftige Form nützt die beste Handlung nichts. Die Form beschreibt, wie der Inhalt eines Abenteuers vermittelt wird. Wesentliche Elemente einer guten Form sind eine übersichtliche Gliederung und eine nachvollziehbare Struktur. Die für den Spielleiter jeweils notwendigen Informationen sollten nicht willkürlich über das Buch verteilt oder in langen Fließtexten versteckt sein.

Wichtig für eine gelungene Form ist zudem das Vorhandensein aller relevanten Informationen. Das ist leider nicht immer selbstverständlich. Oft fehlen Beschreibungen bedeutender Orte, Personen oder Geschehnisse der Handlung. Muss ein Spielleiter viel Arbeit in die Vorbereitung eines Abenteuers stecken, bevor es spielbar wird, ist das häufig auf eine mangelhafte Form zurückführen.

Was gehört noch zu einer guten Form? Ein verständlicher Schreibstil? Wenig Rechtschreibfehler? Beides ist zwar nicht entscheidend für eine Bewertung. Unwichtig ist es aber auch nicht. Ich beschreibe es mal so: Viele Rechtschreibfehler könnten zu abzügen in der B-Note führen.

Die Aufmachung

Ein Abenteuerband besteht nicht nur aus Buchstaben. So wichtig eine tolle Abenteuerhandlung auch ist, das Auge will beim Lesen was geboten bekommen. Ein ansprechendes Cover ist immer eine schöne Sache. Gelungene Zeichnungen sind nicht nur schön anzusehen, sondern können das Geschriebene visuell unterstützen. Überhaupt ist ein gelungenes Layout mehr als nur Zierde, sondern erleichtert im besten Fall dem Spielleiter seine Arbeit.

Oder kurz und knapp: Zu einer Rezension gehört ein Blick auf die Aufmachung eines Abenteuers.

Zu guter Letzt: Die Punktewertung

Bislang habe ich noch für keine meiner Rezensionen eine Punktewertung vergeben. Die Entscheidung, ob ein Abenteuer nun 7 oder 8 von 10 Punkten bekommen sollte, kommt mir wie Willkür vor. Dennoch werde ich für meine Rezensionen künftig vielleicht Punkte vergeben. Aus zwei Gründen:

  • Lese ich Rezensionen, schaue ich häufig zuerst auf die Punktewertung. Ich finde das spannend. Warum sollte ich also hier auf etwas verzichten, was ich woanders schätze?
  • Über Punktewertung lässt sich wunderbar diskutieren. „Wie nur 7 Punkte?! Das Abenteuer hat mindestens 8 verdient!!“

Bleibt nur noch die Frage nach der Punkteskala. Ich tendiere momentan zu einer Skala von 1 bis 5 Punkte. Wobei 5 Punkte eine uneingeschränkte Kaufempfehlung wären und 1 Punkt das genaue Gegenteil. Allerdings habe ich mich noch nicht auf diese Skala festgelegt.

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