Rezension: Jenseits des Horizonts

Jenseits_des_Horizonts„Es ist eine Zeit gekommen, in der wir über den aventurischen Horizont hinausblicken und jenseitige Küsten erreichen können. Mögen die Götter mit euch sein auf dieser großen Fahrt!“
– Staatsadmiral Gilmon Quent

„Güldenland steuerbord voraus!“
– Matrose an Bord der Prinzessin Lamea

„Über sieben Jahre ging unsere Reise. Wir haben gemeinsam viele Gefahren bewältigen müssen. Stürme, Piraten, und Ungeheuer wollten unser Schiff in die dunklen Tiefen reißen, doch der Herr Efferd hat uns immer beigestanden.“

– Admiralin Harika von Bethana

„Was sonst geschieht, wissen Sie als Meister am besten.“
– Wiederkehrende Worte der Abenteuer-Autoren

Im Oktober 2011 erschien mit Jenseits des Horizonts eine vollständig überarbeitete Ausgabe der Lamea-Kampagne. Auf 272 Seiten fasst der Band die Abenteuer und Szenarien rund um die zweite Güldenlandfahrt der Roten Harika zusammen. Seit rund zwei Monaten steht Jenseits des Horizonts in meinem DSA-Regal. Höchste Zeit also für eine Rezension.

Doch was soll man über ein Abenteuer schreiben, das bereits über ein Jahr alt ist? Das ist schwierig… denn grundsätzlich gibt es nur drei Arten von Rezensionen:

1. Die erste Rezension
Rezensionen sind dann besonders spannend, wenn man als Erster über ein neues Produkt berichtet. Dann lässt sich die Informationsvorsprung voll ausspielen. Doch diese Chance habe ich bei Jenseits des Horizonts lange verpasst. Bereits im Dezember 2011 wurde beispielsweise auf Nandurion eine sehr ausführliche Rezension veröffentlicht.

2. Die beste Rezension
Statt der ersten Rezension schreibt man die beste Rezension – eine Rezension von solch herausragender Qualität, dass alle anderen Rezensionen daneben wie amateurhaftes Stümperwerk wirken. Das ist allerdings nicht ganz einfach. Außerdem hat Nandurion die Messlatte dafür bereits sehr hoch gelegt.

3. Die andere Rezension
Als dritte Möglichkeit bleibt nur noch eine Rezension, die andere Aspekte auf andere Weise beleuchtet und zu einer anderen Bewertung kommt. Allerdings gibt es dabei ebenfalls ein Problem: Meine Bewertung von Jenseits des Horizonts ist mit der von Nandurion nahezu identisch. Also Anderssein nur um des Anderssein willen? Irgendwie auch blöd.

Weder die erste, noch die beste, noch die andere Rezension scheint möglich. Was bleibt da noch? Zum Glück liefert das Internet eine bewährte Lösung: Raubkopien.

Copy & Paste & QFT

Jenseits des Horizonts ist ein Myranor-Abenteuer. Das bedeutet vor allem: Die meisten DSA-Spieler ignorieren es. Diese weit verbreitete Ignoranz führt zu einem bedauerlichen Mangel an Rezensionen oder Meinungen zu Jenseits des Horizonts. Die Bewertungen, die es gibt, sind jedoch überwiegend positiv.

In der Folge habe ich einige Äußerungen gesammelt, die ein möglichst repräsentatives Meinungsbild vermitteln sollen und die wichtigsten Kritikpunkte (positiv wie negativ) an dem Abenteuer beinhalten. Allen Bewertungen ist gemein, dass ich mich ihnen vorbehaltlos anschließen kann.

Die Kampagne ist ein wahrer Brocken und auch eine richtige Schatzgrube, was Ideen angeht, wenn man die Vielzahl der Abenteuer betrachtet. Zwar muss selbst viel Arbeit von Seiten des Spielleiters investiert werden, aber dieser Aufwand lohnt sich gewiss.

Für mich ein gelungener Ausflug in einen völlig anderen fantastischen Aspekt von DSA mit Verknüpfungen zum guten alten Aventurien.

Die Bandbreite der Abenteuer ist wirklich grandios. (…) Inhaltlich ziehen die Abenteuer in ihrer Vielfalt alle Register und können selbst Güldenlandunkundige schnell in das Flair des aventurischen Westkontinentes einführen. (…) Die Geschichte ist dabei zu komplex, um sie kurz zusammenzufassen. (…) Dabei schaffen es die Autoren, wunderbar die Spannung des Neuen zu nutzen, ohne die Kampagne zu einer Sightseeingtour verkommen zu lassen, in der man unbedingt alles Myranische unterbringen müsste.

Das ist kein Abenteuerband, auch kein Kampagnenband, sondern eine Lebensaufgabe…

Leider ist die Gliederung des Textes innerhalb der Abenteuer nicht so vorbildlich wie in der Übersicht und den Anhängen. Oftmals muss man sich wichtige Informationen aus einem ellenlangen Fließtext suchen, die Qualität der Gliederung variiert dabei stark.

272 Seiten sind sehr umfangreich. Trotzdem zeigt sich beim Lesen, dass diese Kampagne noch wesentlich mehr Platz benötigt hätte. (…) Das Problem der ganzen Kampagne ist, dass nicht nur die Zwischenspiele fragmentarisch sind, sondern auch die Abenteuer an vielen Stellen eher skizziert als ausgearbeitet sind. (…) Ein Spielleiter, der sich entscheidet, seine Spieler mit dieser Kampagne von Aventurien ins Güldenland zu schicken, hat noch viel Arbeit vor sich.

Trotz des unterschiedlichen Detailgrads der einzelnen Plots und der nur losen Verzahnung der Gesamtqueste ein faszinierender Einblick in die Möglichkeiten des Myranor-Spiels.

Grandioses Machwerk! Interessant aufbereitet, großer Umfang, liebevoll gestaltet, alles ohne erkennbare Mängel. Und schließlich eine Kampagne, mit der man Spieler über Jahre beschäftigen kann.

Wer für 1 Jahr lang Spaß sucht wird mit diesem Band super bedient. Mit der Neuauflage ist es eine der umfangreichsten DSA Kampagnen überhaupt.

Abschließend lässt sich festhalten, dass mit Jenseits des Horizonts der Uhrwerk Verlag eine interessante Kampagne zum Thema Myranor herausgebracht hat. Wer bereit ist, als Spielleiter die notwendige Arbeit und Zeit zu investieren, kann sicherlich spannende Geschichten für seine Spieler kreieren.

Und sonst?

Harika die Rote
Harika die Rote
Gibt es diesen Bewertungen etwas hinzuzufügen? Kaum. Inhaltlich ist Jenseits des Horizonts über jeden Zweifel erhaben. So viel Abenteuer zwischen zwei Buchdeckeln gibt es selten. Doch diese Fülle an Material geht zu Lasten des Detailgrades. Die Ausarbeitung der einzelnen Abenteuer und Szenarien dürfte einigen Spielleitern die Tränen in die Augen treiben. Und ich rede nicht von Freudentränen. Die Kampagne hätte gut die doppelte oder dreifache Seitenzahl vertragen können.

Ein Aspekt kommt in den oben verlinkten Bewertungen aber ein wenig zu kurz: Jenseits des Horizonts ist ein herrlich altmodisches Abenteuer. Beim Lesen habe ich mich an das alte DSA erinnert gefühlt. Bevor Aventurien die gnadenlos durchreglementierte und kanonisierte Simulationsmaschine wurde, die wir heute kennen und lieben und hassen, war es ein Kontinent voller Abenteuer, Fantastik und Freiheit. Myranor haucht diesem Spielgefühl neues Leben ein.

Beim Lesen von Jenseits des Horizonts war ich auf jede neue Seite, auf jedes neue Kapitel gespannt. Was mögen die Helden wohl als Nächstes erkunden? Welche Abenteuer warten auf sie?

Nachdem ich so viele Jahre über die ausgetretenen Pfade Aventuriens gewandelt bin, ist gerade das Unbekannte an Myranor eine willkommene Abwechslung. Genau das erinnert mich an das alte DSA, als Aventurien noch ein geheimnisvoller Kontinent war. In Jenseits des Horizonts können Spieler wie Helden gleichermaßen diesen neuen fremden Kontinent erkunden. Wem Aventurien zu eng geworden ist, dem seien deshalb die Worte von Staatsadmiral Gilmon Quent ins Gedächtnis gerufen: „Es ist eine Zeit gekommen, in der wir über den aventurischen Horizont hinausblicken und jenseitige Küsten erreichen können.“

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4 Gedanken zu “Rezension: Jenseits des Horizonts”