Was ist ein Nachteil noch wert?

Der typische Held ist neugierig. Oder goldgierig. Oder beides. Vielleicht hat er auch Schulden und die ein oder andere Verpflichtung. Ganz ohne Nachteile startet auf jeden Fall kein Held ins Abenteuerleben.

Nachteile geben bei der Charaktererschaffung zusätzliche Generierungspunkten. Je mehr Punkte, desto besser. Viel hilft viel. Manche Helden haben ein halbes Dutzend Nachteilen. Neugier oder Goldgier sind besonders beliebte Punkte-Lieferanten.

Daran gibt es zunächst wenig auszusetzen. So ist das DSA-Regelsystem. Wer sich bei der Charaktererschaffung dadurch Vorteile verschafft, dass er Nachteile in anderen Bereichen in Kauf nimmt, hat dadurch eben… nun ja… eben Nachteile. Eigentlich.

In der Praxis führt die Schwemme an Schwachpunkten aber zu einer Entwertung der Nachteile. Ein einzelner Nachteil ist noch eine Besonderheit. Zwei Nachteile sind das vielleicht auch noch. Aber bei sechs Nachteilen verliert sich das zwangsläufig. Wer kann da schon den Überblick behalten? Und wenn jeder Held über den Nachteil Neugier verfügt, ist das keine Besonderheit mehr, sondern langweilig.

Dabei sollten Nachteile mehr sein als nur Lieferanten für Generierungspunkte. Sie sollten das Rollenspiel bereichern und den Charakteren mehr Tiefe verleihen. Doch die Versuchung des Missbrauchs ist groß. Es locken hohe Eigenschaftswerte – und das einzige, was ich dafür in Kauf nehmen muss, ist ein harmloser Nachteil wie Neugier. Wer lässt sich von dieser Aussicht nicht verführen?

Letztlich geht die Inflation an Nachteilen aber zu Lasten des Rollenspiels. Für hohe Werte bekomme ich flache Charaktere. Schade.

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