Drei Zutaten für gute Rezensionen

Wertungen
3 von 6 – Objektiv? Nö.

Ach, Rezensionen, was habe ich schon geflucht. Eine Rezension zu schreiben macht nur wenig Spaß, ist mühselig, zeitraubend, arbeitsintensiv, besonders dann, wenn es eine gute Rezension werden soll. Seit ich auf Arkanil mit dem Rezensieren begonnen habe, mache ich mir Gedanken, wie eine gute Rezension aussehen sollte. Drei Dinge, das habe ich mittlerweile gemerkt, sind für eine gute Rezension unerlässlich:

1. Zeit

Das Schreiben einer guten Rezension braucht Zeit. Zunächst muss das Rollenspielprodukt sorgsam gelesen werden. Ist das geschehen, folgt Schritt zwei: Das Rollenspielprodukt muss sorgsam gelesen werden. Erneut. Dann kommt Schritt drei: Das Rollenspielprodukt muss sorgsam gelesen werden. Erneut erneut.

Wer sich nicht in das Rollenspielbuch ganz tief einarbeitet, es durchwühlt, analysiert, seziert und kastriert, wer es nicht gegen- und quercheckt, nicht auseinandernimmt und wieder zusammensetzt, wer nicht prüft und sich plagt, wird keine gute Rezension schreiben. Punkt.

2. Spielpraxis

Selbst eine noch so intensive Beschäftigung mit dem Rollenspielbuch kann Spielpraxis nicht ersetzen. Ein Rollenspielprodukt lässt sich erst dann umfassend beurteilen, wenn es so genutzt wurde, wie es konzipiert ist. Und damit meine ich: Spielen.

Rollenspielprodukte sind Spiele – nicht nur, aber zuallererst. Manchmal vergisst man das. Gerade bei DSA gibt es viele Leser und Sammler. Das ist okay, dennoch bleibt DSA ein Spiel. Daher braucht eine gute Rezension den praktischen Einsatz am Spieltisch. Vieles lässt sich ohne Spielpraxis mit Erfahrung ausgleichen, aber nicht alles.

3. Objektivität

Ich mag Zwerge, actionreiche Handlungen, schlanke Regelsysteme, den Uhrwerk Verlag und vollfarbige Bücher. Sind Detektivabenteuer mit Elfen, gedruckt in schwarz/weiß, basierend auf den DSA4.1-Regeln, herausgeben von Ulisses Spiele deswegen schlechter? Natürlich nicht. Würde ich ein solches Abenteuer schlechter bewerten? Wahrscheinlich schon.

Rollenspielbücher objektiv zu bewerten, ist sehr schwer. Persönliche Interessen und Vorlieben spielen eine zu große Rolle. Wer rezensiert, muss sich seiner Subjektivität bewusst sein. Besonders problematisch sind Rezensionen, für die der Verlag ein kostenloses Rezensionsexemplar bereitgestellt hat oder mit denen (indirekt) Geld verdient werden soll (z.B. durch Affiliate-Marketing). Das beeinflusst zusätzlich, dann ist Objektivität nahezu unmöglich.

Und die Lehre daraus…

Meist habe ich weder die nötige Zeit, noch die nötige Spielpraxis (die ebenfalls Zeit benötigt), noch die nötige Objektivität für eine Rezension. Verzichten möchte ich auf Rezensionen dennoch nicht. Was also tun?

Am besten ist: Mit offenen Karten spielen. Bei zukünftigen Rezensionen werde ich die Unvollständigkeit und Subjektivität meiner Bewertung deutlicher herausstellen. Ich möchte gar nicht erst den Eindruck erwecken, eine vollständige, objektive und unangreifbare Beschreibung, Analyse und Bewertung eines Rollenspielbuchs geliefert zu haben. Das erscheint mir nur fair – den Lesern und dem Buch gegenüber.

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