Hexenreigen hat schon jetzt seinen Platz in der DSA-Geschichte sicher. Es ist das erste DSA5-Abenteuer, es ist ein Einstiegsabenteuer für eine neue Regeledition und es ist der erste Teil der Heldenwerk-Reihe. Mit diesen 16-seitigen Kurzabenteuern möchte Ulisses künftig schnellen Spielspaß für ein bis zwei Spielabende liefern.
(Achtung: Es folgen Spoiler)
Darum geht es:
Ein Hexer hat mit Flüchen die anderen Mitglieder seines Hexenzirkels unter Kontrolle gebracht. Die Helden sollen seiner Herrschaft ein Ende setzen. Auf dem Weg zur Behausung des Hexers treffen sie im Wald auf weitere Hexen und andere Wesen, die manchmal hilfreich, manchmal feindlich sind.
Die beste Szene: Das Finale in einer alten Mühle.
Je nachdem, wie die Begegnungen im Wald abgelaufen sind, welche Vorkehrungen die Helden getroffen, wie schnell sie gehandelt und welche Entscheidung sie getroffen haben, stehen ihnen unterschiedliche Möglichkeiten offen. Der Hexer ist unter Umständen vorbereitet und verfügt über zahlreiche Unterstützer und große astrale Kraft oder aber er ist überrascht, alleine und geschwächt.
Der größte Langeweiler: Der Einstieg ins Abenteuer.
Die Helden werden von einer Hexe des Hexenzirkels angeworben. Die rückt aber nicht sofort mit ihrer Geschichte raus, sondern will erst die „Gesinnung der Helden“ prüfen. Anschließend können sich die Helden im Dorf umhören und weitere Informationen und Gerüchte sammeln – oder sie lassen es sein und brechen sofort auf.
Der coolste NSC: Der Oger Eboreus.
Der Dorfvorsteher Eboreus wurde von dem Hexer in einen Oger verwandelt. Seitdem versteckt sich Eboreus im Wald und versucht, andere Menschen nicht an sich ranzulassen, damit ihn nicht die Fressgier überkommt.
Die holprigste Stolperfalle: Der Tunnelblick der Spieler.
Manche schöne Abenteuerszenen in Hexenreigen werden die Helden nie erleben, weil sie gar nicht wissen, dass es sie gibt. Im Abenteuer fehlen die Anstupser, die es manchmal braucht, um abseits des direkten Weges nach interessanten Begebenheiten zu schauen. So kann es schnell passieren, dass die Helden viele interessante Szenen verpassen und direkt zum Endgegner marschieren.
Dafür gibt es Pluspunkte: Für Offenheit.
Hexenreigen hangelt sich an 13 Schauplätzen und Handlungen entlang. Die Reihenfolge ist variabel, viele Schauplätze sind optional. Die Entscheidungen der Helden an den einzelnen Schauplätzen beeinflussen das Abenteuerfinale und machen es für die Helden entweder leichter oder schwerer.
Dafür gibt es Minuspunkte: Für fehlende Angaben.
Der Hexer hat unter Umständen zu seinem Schutz eine Gruppe Goblins angeheuert. Allerdings fehlen in Hexenreigen die Werte für Goblins. Und auch sonst gibt es bisher nirgendwo entsprechende Angaben für DSA5-Goblins. Ähnliches gilt für manch andere potenzielle Gegner.
Wertung: 4 von 5 Würfel
Hexenreigen ist das perfekte Abenteuer, um die DSA5-Regeln einem Praxistest zu unterziehen. Mit einer Mischung aus Wildnis-Elementen, Sozialer Interaktion, Kampf und Magie lässt sich (fast) alles mal ausprobieren, was das Regelwerk so hergibt. Zudem vermittelt das Abenteuer eine atmosphärischen Einblick in Aventurien: stimmungsvoll, aber eher bodenständig, eher hotzenplotzig, etwas märchenhaft und ein klein wenig düster.
Geeignet ist Hexenreigen aber nicht nur für DSA5-Tester. Es ist ein gelungenes Zwischendurch-Abenteuer, das ohne viel Vorbereitung gespielt werden kann. Der modulare Aufbau und die Offenheit der einzelnen Szenen bieten den Spieler viele Freiräume. Allerdings sind die Schauplätze der Handlung oft nur lose miteinander verbunden und können leicht übersehen oder ignoriert werden. Passiert dies, ist das Abenteuer sehr kurz.
Fakten und Zahlen
- Hexenreigen
- DSA5-Abenteuer
- Verlag: Ulisses Spiele
- Umfang: 16 Seiten
- Erscheinungsdatum: 12. August 2015
- Preis: Pay what you want für das PDF
17 Gedanken zu “Rezension: Hexenreigen”
Fehlende Werte halte ich aktuell für ein absolutes No-Go. Muss man jetzt als Einsteiger auf den Almanach warten (und ihn sich dann erst noch für 40? € kaufen), bevor man das Abenteuer spielen kann? Den Fauxpas hätte man wirklich vermeiden können…
Aber ein schönes Kurzrezensionsformat mit gutem Überblick.
Offenbar wurde beim Lektorat geschlampt (siehe auch die Sache mit dem Salander und dem Oger).
Ich stimme Andreas zu, das ist wirklich peinlich.
Ich meine in einer Rezension gelesen zu haben, dass der Dorfvorsteher in einen Oger verwandelt wurde, obwohl das mit Adlerschwinge gar nicht geht. Gibt es da nähere Informationen zu? Sonst wäre das schon im ersten DSA 5 Abenteuer ein Bruch der DSA 5 Regeln. Etwas bitter, fände ich ;).
Guter Hinweis. Das war mir so gar nicht mehr präsent. Im Abenteuer steht nur, dass der Zauber Salander genutzt wurde und der Hexer dabei einen kritischen Erfolg erzielte. Mit dem Zauber kann man das Ziel aber grundsätzlich nur in ein kleineres Wesen verwandeln, nicht aber einen Menschen in einen Oger (war in DSA4 wohl auch schon so). Das ist eigentlich ein noch größerer Fauxpas als die fehlenden Werte mancher Gegner.
Ganz abstrakt betrachtet muss man sich darüber aber nicht aufregen, schließlich wurde angekündigt, dass bei DSA5 in jeder Publikation neue Regeln drin sein könnenwerdensollen.
Hier hat dann anscheinend der Autor unter der Hand die neue Regel „Der SALANDER kann in alles mögliche verwandeln, solang’s in einen offiziellen Plot passt. Die Größenbeschränkung gilt nur für Spielercharaktere“ eingeführt.
Nicht schön, aber konsequent.
(scnr)
Huih, da hatte jemand die selbe Rezensionsidee am selben Tag. 😉
Hab dich nachträglich mal verlinkt, Arkanil.
Das mit den Goblins ist mir glatt durchgegangen. Sehe ich ebenfalls kritisch. Ein geübter Spielleiter wird da improvisieren können, aber für Neueinsteiger sehe ich schwarz…
Man kann aber vom Schnellstarter „Ork“ auf den Goblin ableiten. Leider ist es ein wenig viel des Suchens um alles zusammenzukriegen. Vielleicht hätte man den Goblinabsatz auch rauslassen sollen. Ansonsten finde ich das Abenteuer gelungen.
Das mit dem SALANDER ist so ne Sache. Mal ist das ja okay. Aber wenn sich das häuft, dann kann man sich als Spieler ja auf nichts mehr verlassen oder rätseln. Bauer in Oger verwandelt… letzte Woche war es eine Hexe, dann ein Kobold, nun Elementar? Generell habe ich nichts gegen „Geschichte vor Regeln“, aber wozu dann die ganzen Regeln überhaupt?
Abschließend ist es aber ein schönes Start Abenteuer, was Laune machen kann.
Ich finde „Hexenreigen“ überaus gelungen – und einen tollen Einstieg in die Heldenwerk-Reihe, von der ich mir sehr viel verspreche.
Unstimmigkeiten mit den Magieregeln lassen sich doch wunderbar über den Pakt mit dem Lamifaar erklären.
Auch die fehlenden Werte für die Goblins halte ich für einen sehr kleinen Nachteil, den man recht schnell selber beheben können sollte.
Damit wird dann offensichtlich auf die Wünsche in manchen Fan-Blogs eingegangen (https://www.arkanil.de/2013/11/10ds-abenteuer-im-aventurischen-boten/)
😉
Immer wieder schön zu sehen, dass es Fan-Blogs gibt, die Ahnung haben. 😉
Hallo!
Von meiner Seite ein großes Lob für den Aufbau der Rezension. Die meisten Rezensionen sind viel zu lang, deine gewählte Länge ist super.
Vielen Dank.
Review des Abenteuers aus Spielersicht (Arkanil war Spielleiter):
Hexe trägt ihr Problem vor. Unsere Gruppe macht sich auf zu dem Schurken und erschlägt unterwegs ein paar Wildschweine. Nach etwas Geschleiche treffen wir den Bösewicht in seiner Hütte und erledigen ihn. Das wars.
Unsere Charaktere (Al Anfanischer Borongeweihter, tulamidischer Dieb und thorwalscher Seefahrer) haben den direkten Weg als einfachste Lösung betrachtet. Anscheinend haben wir damit wohl einiges verpasst 😉
Die Einstiegshexe konnte uns jedenfalls keine große Motivation geben vorher irgendetwas zu erforschen oder herauszufinden.
Hallo,
ich hab gestern die ersten Erfahrungen mit dem Abenteuer gemacht. Dabei habe ich die Helden einfach über die wichtigen Szenen „stolpern“ lassen; sprich: die ungewöhnliche Pilzlinie, das Tal mit den Pilzbistingern, etc.
Durch Gerüchte im Vorfeld haben die Helden schon recht schnell erkannt, dass es „hilfreich“ sein könnte, den Hexer von dieser Kraftquelle abzuschneiden.
Auch ein überraschender Angriff des Rabens auf die Haare eines der Helden hat der unheimlichen Stimmung geholfen 😉
Den Oger fand ich zwar auch ganz nett, passte aber dann nicht mehr in die Timeline 😉
Mhm… Geschichte vor Regeln gleich im ersten Abenteuer? Für Einsteiger?
Naja, immerhin bleibt sich die DSA-Redaktion ihrer Vergangenheit treu und versucht garnicht erst, es jetzt mit v5 besser zu machen.