Rezension: Die Siebenwindküste – Albernia & Der Windhag

Die zweite DSA5-Regionalbeschreibung „Die Siebendwindküste“ beschreibt Albernia und den Windhag. Das Buch ist nicht schlecht, kann aber nicht begeistern.

„Die Siebenwindküste“ ist der zweite Band in der Reihe der Regionalbeschreibungen für die 5. Edition des Schwarzen Auges. Der Band ergänzend den Aventurischen Almanach um detaillierte Beschreibungen der mittelreichischen Provinzen Albernia und Windhag.

Das Cover des Bandes ist märchenhaft schön. Der Klappentext kündet von Spannung und Abenteuern: uralter Adel, unbeugsame Sippenkrieger, wandernde Zauberbarden und machtvolle Feenwesen. „Ergründe das weitgehend unerforschte Delta des großen Flusses und die Geheimnisse der Feenwelten, lasse deine Helden gegen Kreaturen wie die unheilvollen Irrlichter oder die erhabenen Westwinddrachen bestehen oder lüftet die Geheimnisse von Ahnenblütigen, in deren Adern selbst ein wenig Feenblut fließt.“

Doch wie das so ist, mit DSA5-Büchern. Was auf dem Einband zu sehen ist, ist das eine. Was zwischen dem Einband zu sehen ist, das andere.

Das gefällt: Ordnung und Überblick

„Die Siebenwindküste“ funktioniert am besten als Nachschlagwerk. Das Buch von vorne bis hinten durchzulesen wäre Quälerei. Dafür sind die Texte zu trocken und die Wiederholungen zu häufig. Wer aber Informationen über einen bestimmten Ort, eine Person oder ein Thema Albernias und Windhags sucht, ist mit der Regionalbeschreibung gut bedient.
Der Aufbau der Regionalspielhilfe folgt dem Aufbau des Aventurischen Almanachs, beschreibt erst das Große und geht dann ins Detail. Die Struktur ist übersichtlich, das Layout vorbildlich, die Orientierung fällt leicht. „Die Siebenwindküste“ bietet einen guten Überblick über alles Wichtige (und auch manch Unwichtiges) der Region.

Das langweilt: Geschwafel und Banalitäten

„Das Meer ist fischreich, und vor allem Dorsche, Heringe, Sprotten und Schellfisch werden gefangen“. Es sind solche Sätze, bei denen sich manche Leserinnen und Leser fragen könnten, ob sie versehentlich ihr altes Erdkunde-Buch, 6. Klasse, aufgeschlagen habe. Wieso driften DSA-Regionalbeschreibungen so häufig in Belanglosigkeiten ab?

Das erfreut: Feen und Robin Hood

Jede aventurische Region hat etwas, das sie auszeichnet. Die Siebenwindküste ist die Region der märchenhaften Feen und die Region von Robin Hood, Merlin und William Wallace. Wer an den Film Braveheart denkt oder an die Artus-Saga, vielleicht auch an das Buch „Die Nebel von Avalon“, der weiß: Albernia und Windhag kann eine Region spannender Abenteuer sein.
Die Regionalbeschreibung greift diese Leitmotive immer wieder auf. Mit Ceofior wird zudem eine Feenglobule beschrieben, die beliebig verortet werden kann, und einen Einblick in die Anderswelt bietet. 

Das stört: Breite statt Tiefe

Die Siebenwindküste beschreibt nahezu jede Milchkanne an jeder Straßenkreuzung. Aber zu häufig kommt die Beschreibung nicht über ein „Dort an der Straßenkreuzung steht eine Milchkanne“ hinaus. Es wird möglichst viel beschrieben, das aber oft oberflächlich.
Die unbeschriebenen Flecken in Aventurien werden dadurch immer weniger, ohne dass etwas für das Spiel gewonnen wäre. Besser gewesen wäre die Konzentration auf ausgewählte Orte, Personen und Eigenschaften, die die typisch oder prägend für die Region sind und Anknüpfungspunkte für Abenteuer bieten.

Das entzückt: Karten und Illustrationen

Die Regionalbeschreibung enthält zahlreiche sehenswerte Land- und Stadtkarten. Leider ist die Übersichtskarte der Grafschaften und Baronien und die geographische Karte zu klein geraten. Ein doppelseitiger Druck wäre besser gewesen. Aber das ist Gemecker auf hohem Niveau. Nichts zu meckern gibt es an den Illustrationen. Auch wenn es auf Dauer etwas langweilig wird, jede DSA5-Publikationen für ihre Zeichnungen zu loben: Den Zeichnungen gebührt ein Lob. Sie verleihen dem Band sein Flair.

Das stört: Regeln ohne Notwendigkeit

Gehören Regeln in Regionalbeschreibungen? Diese Frage stellte sich bereits bei den Streitenden Königreichen. Die Antwort: Regeln gehören in die Regionalbeschreibung, wenn die Beschreibung der Region zwingend zu den Regeln gehört, wenn die Regeln ohne die Regionalbeschreibung unvollständig wären. Demnach gehören Regeln für Feen und Feenmagien zur „Die Siebenwindküste“. Der Efferdgeweihte jedoch hat dort nichts zu suchen.

 

WERTUNG: 3 VON 5 WÜRFEL

Ich blättere durch „Die Siebenwindküste“, und es packt mich nichts. Es ist kein schlechtes Buch, bei weitem nicht. Es enthält zahlreiche nützliche Informationen für das Spiel in Albernia und Windhag. Als Nachschlagwerk ist der Regionalband hilfreich. Aber es packt mich nichts.

Die erste DSA5-Regionalbeschreibung „Die Streitenden Königreiche“ hatte noch den Wow-Effekt des Neuen. Bei „Die Siebenwindküste“ als zweitem Band der Reihe setzt bereits der Gewöhnungseffekt ein und ich stelle mir die Frage: Möchte ich dutzende Regionalbeschreibungen dieser Art lesen? Regionalbände voll ausschweifender Texte und kleinteiliger Beschreibungen von Belanglosigkeiten?

Der Buchhalter in mir freut sich zwar über 36 Beschreibungen von Städten und selbst kleinsten Dörfern, über Preislisten für Kunsthandwerk, über die Auflistung von Imman-Fachbegriffen und über den Hinweis, dass der albernische Dialekt leicht zu verstehen ist. Der Fantasy-Freund in mir jedoch, der besonders die Freiheit von Rollenspielen schätzt, kann beim Blättern in „Die Siebenwindküste“ selten ein Gähnen unterdrücken.

Fakten und Zahlen

  • Die Siebendwindküste Albernia & der Windhag
  • DSA5-Regionalbeschreibung
  • Verlag: Ulisses Spiele
  • Umfang: 192 Seiten
  • Erscheinungsdatum: März 2017
  • Preis: 39,95€ (Gebunden), 19,99€ (PDF)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Gedanken zu “Rezension: Die Siebenwindküste – Albernia & Der Windhag”