Das Blättern in einer DSA5-Regionalbeschreibung lässt mich unzufrieden zurück. Es sind keine schlechten Bücher, eigentlich sogar gute. Doch das Konzept kann mich nicht überzeugen.
Der neueste DSA5-Regionalband „Die Siebenwindküste“ kommt im Schnitt auf eine Bewertung von 4 von 5 Punkten. Ähnliches gilt für „Die Streitenden Königreiche“. Wenn zudem die Verkaufszahlen stimmen, kann Ulisses nicht meckern. (Fast) alles richtiggemacht, oder?
Jede Wertung und jede Kaufentscheidung ist subjektiv. Wer sich für den Kauf einer DSA5-Regionalbeschreibung entscheidet, wem die Bücher gefallen, hat dafür gute Gründe. Mich können die Bände nicht überzeugen. Nach dem Lesen in einer DSA5-Regionalbeschreibung habe ich das Gefühl, dass die Bände zwar vollgepackt sind mit Informationen, das Wichtige aber fehlt.
Wiederholungen und Nebensächlichkeiten
Eine DSA5-Regionalbeschreibung hat rund 200 Seiten. Was davon ist wichtig? Was unwichtig? Kapitel zu Kultur & Wissenschaft und Handel & Wandel gehören für mich zu den unwichtigen Inhalten. Das meiste davon hat für mein Spiel und wahrscheinlich für das vieler anderer DSA-Spieler keine Bedeutung. Die wichtigen Inhalte hätten auf viel weniger Seiten gepasst.
Gänzliche Platzverschwendung sind die Kapitel, in denen mit vielen Worten beschrieben wird, dass es eigentlich wenig zu beschreiben gibt, weil die Region kaum Besonderheiten aufweist. Doch Ulisses hat sich für Vollständigkeit entschieden und für Modularität. Dafür gibt es gute Gründe. Das führt aber im Extremfall dazu, dass sich manche Informationen in den jeder DSA5-Regionalbeschreibung wiederholen.
Fehlende Plothooks
Das Konzept der DSA5-Regionalbeschreibungen bringt es zudem mit sich, dass manche Texte so wirken, als ob zwanghaft Seiten gefüllt werden mussten. Mit ein paar Kürzungen hier und da hätten ganz andere Inhalte ihren Platz gefunden. Wahrscheinlich ließen sich sogar die Inhalte der Rüstkammer ohne Schwierigkeit in der Regionalbeschreibung unterbringen.
Vor allem aber hätte der Platz, den Wiederholungen und Nebensächlichkeiten einnehmen, genutzt werden können für die Vorstellung abenteuerlicher Orte, Personen, Beziehungen oder Ereignisse. Wo sind die Plothooks? Wo die Abenteueraufhänger? Es gibt sie, aber für meinen Geschmack zu selten.
Ich hätte mir gewünscht, dass eine DSA5-Regionalbeschreibung nicht den Charakter einer Länderkunde hätte. Ich hätte mir gewünscht, wenn die Bände eine Hilfe beim Gestalten spannender Abenteuer wäre. Meist jedoch wären die Bücher eher eine Hilfe beim Schreiben von Urlaubspostkarten:
„Wetter ist gut, wenn nur nicht immer dieser plötzliche Nebel wäre. Dafür ist das Essen lecker. (Wir bringen Euch Honinger Knackwürste mit.) Gestern waren wir auf dem Fischerfest in Abilacht. War total lustig. Wir haben das Geburtshaus des Heiligen Rhys besucht. Elfric war ganz begeistert. Die haben wirklich tolle Schmiedekunst. Das wäre bestimmt auch was für Deinen Bran.
Liebe Grüße, Hilde.
PS: Für Alrik haben wir eine Abilachter Flöte gekauft.“
4 Gedanken zu “Was an einer DSA5-Regionalbeschreibung stört”
So können sich Geschmäcker unterscheiden. Gerade Handel, Wandel und Kultur (in jeder Ausprägung) gehören zu den Dingen in RSHs die mir am Herzen liegen. Das muss natürlich nicht über zig Seiten ausgebreitet werden, aber als SL hilft es mir durchaus den Spielern einen Eindruck einer Region zu vermitteln, wenn ich weiß wie sich die Leute dort kleiden, was sie essen oder auch wie schon die Häuser aussehen, damit das Dorf in Andergast nicht genau so aussieht und wirkt wie das in Almada oder in Mhanadistan.
Fehlende, oder wenige Abenteueraufhänger sind allerdings etwas, das mich stört. das würde ich sogar schon als gravierenden Mangel sehen. Was mich noch stört ist der Trend zu Regeln im Hintergrundband. Das hat mich schon in einigen DSA4 RSHs etwas irritiert. Gerade wenn man schon mehrere Bände pro Region herausbringt sollte es doch möglich sein, dass einer dabei ist, in dem man nur Hintergrund ohne das kleinste Regelfizzelchen serviert bekommt?
Etwas mehr stört mich jedoch das Publikationstempo. Es soll ja mehr RSHs geben, da kleinteiliger, was ich grundsätzlich begrüßen würde. Allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass man beim gegenwärtigen Tempo noch ein gutes Jahrzehnt warten muss, bis man wieder zu allen Regionen eine aktuelle RSH hat. Wie gesagt, nur ein Gefühl … vielleicht rechnet das mal jeamnd hoch, wie lange das wirklich noch dauern könnte …
„Wahrscheinlich ließen sich sogar die Inhalte der Rüstkammer ohne Schwierigkeit in der Regionalbeschreibung unterbringen.“
Sicher, problemlos. Aber warum nur ein Buch machen, wenn man auch zwei verkaufen kann (und Spielkartensets und so weiter)? Das ist leider die DSA5-Strategie. Aus der Edition habe ich mich auch deswegen ausgeklinkt, weil ich für eine vollständige Sammlung keine tausende von Euros mehr ausgeben will.
Inhaltlich muss ich dir aber insofern widersprechen, als dass ich auch den vielen „überflüssigen“ Fluff als eine Stärke von DSA/Aventurien sehe. Ob das immer gut gemacht ist, seit dahingestellt, aber gerade Details wie landestypische Gerichte, regionale Produkte, Flora und Fauna etc. tragen mAn doch viel zum Aventurien-Feeling bei. Dass das im Spiel meistens nicht viel weiterbringt, geschenkt – aber für den Eskapismus-Faktpr (für den man, wohlgemerkt, gar nicht spielen muss! Das ist eines der Erfolgsrezepte von DSA5, vermute ich) ist das recht wichtig.
Vorweg:
Ich habe den Andergast-Band ausgelassen, weil ich schon die mMn sehr gute alte Regio-Beshreibung Unter dem Westwind habe.
Habe mir jetzt jedoch die Albernia-Beschreibung geholt, weil mir das DSA4.1 Pendant fehlte.
Ich kann Arkanils Kernkritikpunkt, der sich eigentlich durch sämtliche DSA5-Produkte hindurchzieht, nur unterstreichen.
Diese extrem repetetive und oberflächliche Schreibweise macht es mir oft fast nur unter Schmerzen möglich weiterzulesen. Sie verstärkt massiv das Gefühl, hier wurden Seiten lustlost und schnell mal eben vollgetextet. Und das ist insofern von besonderer Schwere, weil auch ich in der Tat das Gefühl habe, für die wirklich interessentan und typischen Sachen zu wenig Stoff zu bekommen.
Im vorliegenden Band lese ich z.B. zum ersten Mal von den Distelrittern, zu deren Dasein ich gerne mehr erfahren hätte.
was soll ich als DSA 4 und gerne auch DSA 3 Liebhaber dazu sagen. Du rennst bei mir offene Türen ein und ich finde es interessant, wie lange sich doch Diskussionen um die fünfte Version drehen. Seit mehr als 25 Jahren spiele ich regelmäßig DSA und muss sagen, ich muss über die aktuell Version echt weinen. Das einzig Gute: ich spare mir eine Menge Geld – welches ich nicht mehr ausgebe.
Abgesehen davon, dass Bunt natürlich Augenfreundlicher ist, sind meiner Meinung nach gerade die Regionalbeshreibungen sehr oberflächlich gehalten. Wenn man sie nebeneinander legt. Keinerlei neuen Ideen oder Plotstärnge, die man verfolgen kann. Unwichtige Regelelemente, die sich durch anderen Bücher doppeln (Efferdgeweihte und später sicherlich auch die Pflanzen und Tiere etc). Viele Dinge wurden weg gelassen oder verkürzt etc. Und ob das bei dem sehr ausuferndem Regelsystem wirklich noch EInsteigerfreundlicher ist, als DSA 4, bei dem ich auch genau nur Wege der Helden benötigte, sei einmal dahin gestellt.