Der Uhrwerk Verlag verliert die Lizenz für Myranor und Tharun. DSA gibt es künftig nur noch bei Ulisses. Aus Partnern werden Konkurrenten.
Ulisses Spiele und der Uhrwerk Verlag gehen von nun an strikt getrennte Wege. Wie beide Rollenspielverlage am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten, liegen die Tharun- und Myranor-Lizenzen künftig nicht mehr beim Uhrwerk Verlag. Mit der Umstellung von Myranor auf die fünfte Edition von Das Schwarze Auge (DSA) soll die Reihe bei Ulisses Spiele erscheinen. Über die weiteren Tharun-Planungen gibt Ulisses keine Auskunft.
Begründet wird der Lizenzentzug ein wenig nebulös mit möglichen „Konkurrenzsituationen“. Bislang haben beide Verlage über die DSA-Lizenz miteinander kooperiert, gleichzeitig aber offenbar um andere Spiellizenzen konkurriert. Dies sei „schnell kompliziert“ geworden, so Markus Plötz, Geschäftsführer der Ulisses Spiele GmbH, ohne weiter ins Detail zu gehen. Die Verlage konsequent voneinander zu lösen, sei demnach ein logischer und notwendiger Schritt.
Warum dieser logische und notwendige Schritt genau jetzt erfolgt, begründet Plötz allerdings nur im Ansatz. In ihrer gemeinsamen Erklärung verweisen beide Verlage auf „viele Veränderungen“ in der deutschen Rollenspielbranche in den vergangenen Monaten. Genannt werden die Portfolio-Erweiterungen beider Verlage und die Einstellung des bisherigen Ulisses-Großhandelsvertriebs. „Durch die Veränderungen im Markt haben sich beide Seiten in den letzten Monaten neu aufgestellt“, so Plötz.
Das neue Verhältnis der beiden Verlage wird in der gemeinsamen Erklärung am treffendsten so umschrieben: „Im eng abgesteckten deutschen Rollenspielmarkt werden sich Konkurrenzsituationen in Zukunft nicht vermeiden lassen.“
Konkurrenz also. Das klingt ein wenig so, als ob es diese bislang nicht gegeben habe. Dabei ist Splittermond, das Flaggschiff-Produkt der Uhrwerker, ein direkter DSA-Konkurrent. So gesagt hat das der Uhrwerk Verlag gleichwohl nie, vor allem wohl aus Rücksicht auf die DSA-Lizenz und die engen Bande zu Ulisses Spiele.
Mit der jetzigen Lösung beider Verlage dürfte diese Zurückhaltung fallen, ein wenig zumindest. Uhrwerk und Ulisses versichern sich in der Erklärung zwar ihre gegenseitige Freundschaft. Doch die Richtung ist vorgegeben: mehr Konkurrenz.
In der deutschen Rollenspiellandschaft, in der zu viel Nähe der maßgeblichen Akteure ein großes Problem ist, kann ein Mehr an Konkurrenz kaum schaden.
4 Gedanken zu “Konkurrenz belebt das Geschäft?”
Konkurrenz – im Fantasybereich?
Da ist seit sehr langer Zeit Schwund, erst verschwand vor gefühlt Jahrzehnten MERS (da Laurin Pleite), nahm die erste deutschausgabe von Cthuluh mit, und Midgard schwindet.
Gut Splittermond erscheint aus den Händen alter DSAler … aber ist das eine Belebung?
Ich würde eher behaupten der deutsche RPG-Mark schwächelt, die RPG-Läden fast alle verschwunden, in kaum einen Buchgeschäft gibt es Material oder Romane.
Konkurrenz im RPG-Bereich dagegen gibt es genügend.
Puh Zakkaurs… Inhaltlich finde ich Deine Aussage nicht abwegig, aber Dein zeitlicher Referenzrahmen ist… merkwürdig. MERS verschwand nicht vor „gefühlt Jahrzehnten“, sondern vor „Jahrzehnten“. Laurin ist vor 23 Jahren insolvent gegangen, und I.C.E. hat die Herr der Ringe-Lizenz vor genau 20 Jahren verloren… Seitdem sind übrigens nicht eins, sondern zwei neue HdR-Rollenspiele in den USA erschienen, ins Deutsche übersetzt und wieder eingestellt worden… auch Deine anderen Beispiele sind so lange her, dass es schon gar nicht mehr wahr ist…
Zur Sache an sich: Ich haue jetzt einfach mal ein paar wilde Spekulationen raus.
Ich denke, die Entwicklung von DSA5 entspricht nicht ganz den Vorstellungen von Ulisses. Die Gewinnung von Neuspielern mag zufriedenstellend bis erfreulich laufen, die Konversion von DSA4.1-Altspielern zu DSA5 eher nicht. (Das ist anekdotische Beweisführung: Zumindest niemand aus meinem Umfeld hat gewechselt.) Jetzt saßen aber die beiden großen „DSA4.1-Auffangbecken“ bei Uhrwerk. Zum einen ist da Myranor, dass die komplexe Mythologie und Magie von DSA konsequent auf ein höheres Niveau gehoben hat, was bei den detailverliebteren Spielern aus der DSA4.1-Zielgruppe gut ankam. Zum anderen ist das Splittermond, das schlicht und einfah das bessere DSA bleibt: Ein „typisch deutsches“ (was auch immer das heißen mag) Regelsytem mit enger Verzahnung zur Hintergrundwelt, welche wiederum noch genug Platz für eigene Ideen hat.
Von Ulisses Seite aus kann ich vollkommen verstehen, dass man wenigstens die Route der Altspieler-Abwanderung, die man schließen konnte auch schließen wollte.
Die andere große Baustelle ist die Portfolio-Erweiterung, und da steht ein Elefant im Raum: Savage Worlds. Ich glaube, Pinnacle wird in den Lizenzverhandlungen, die sie gerade unbezweifelbar mit Uhrwerk und Ulisses führen, versuchen ein Stück vom deutschen DSA-Kuchen abzubekommen. Wie eine Zusammenarbeit dazu aussehen könnte (und was da lizenzrechtlich möglich oder unmöglich ist) weiß ich nicht, aber Ulisses möchte in diesen Verhandlungen sicherlich die volle Kontrolle über sein IP haben, phne Sublizenznehmer.
Ansonsten leben wir halt einfach in verdammt interessanten Zeiten. Es war niemals einfacher für Klein(st)verlage, sich das Geld für interessante Portierungen heranzuholen, Crowdfunding sei Dank.
Ein gutes Beispiel dürfte Dungeon World bei System Matters sein. Auch fanproduzierte Sachen haben heute eine weitaus größere Qualität und Reichweite als früher. Die „großen“ Verlage (hiermit meine ich jetzt nur Ulisses) müssen daher noch mehr darauf achten, ihre IPs als Alleinstellungsmerkmal zu erhalten.
Soweit meine 2 Cent,
Gruß
A.
@ackerknecht: Wir haben keine Interesse an der Savage Worlds Lizenz und haben uns auch nicht darum bemüht. Den Elefanten ignorieren wir also. 😉
Find ich sehr schade, ich war immer großer fan der Uhrwerk Produktionen im Bereich Myranor. Ich bin mir nicht sicher ob es dem Setting/Regelwerk gut tun wird von Ulisses „pfadfinderisiert“ zu werden wie es ja schon mit DSA5 passiert ist. Generell denke ich das Myranor in zukunft von Ulisses wieder stiefmütterlich behandelt werden wird.