5 Jahre DSA5 – Die Regeln

5 Jahre DSA5 - Die Regeln

Was vor fünf Jahren mit dem Erscheinen des DSA5-Grundregelwerks so verheißungsvoll begann, ist zu einem Regelmoloch verkommen. Während andere Rollenspiele immer regelschlanker wurden, ist Das Schwarze Auge in die entgegengesetzte Richtung gestürmt. Kein Buch ohne Regelteil. Selbst für winzige Nebensächlichkeiten werden Regeln erschaffen. Fünf Jahre DSA5-Regeln heißt auch: die Totalverregelung einer Spielwelt.

Nun müssen regelschlanke Rollenspiele nicht zwangsläufig besser sein. Vieles ist Geschmackssache. Derzeit liegen regelschlanke System im Trend, in zehn Jahren kann das anders sein. Doch der riesige Regelberg, den DSA5 mittlerweile aufgetürmt hat, ist ein Problem. Und dessen ist sich Ulisses Spiele vermutlich bewusst.

Die DSA-Redaktion stiehlt sich aus der Verantwortung

Der Verlag wird nicht müde zu betonen, dass die allermeisten Regeln nur optional sind. „Um Das Schwarze Auge zu spielen, ist nur das Regelwerk zwingend notwendig“, heißt es auf der Homepage. Doch diese Behauptung ist nicht mehr als das Feigenblatt, mit dem UIisses das Versagen in der eigenen Produktpolitik zu verdecken sucht. 

Eigentlich ist es Aufgabe des Verlages, für ein Spiel das Regelsystem auszuarbeiten. Doch dieser Aufgabe verweigert sich die DSA-Redaktion. Sie stellt dem zwingend notwendigen Grundregelwerk eine immer weiter ausufernde Zahl an Regeln zur Seite, die jedoch in ihrer Gesamtheit als optional deklariert werden. Zugleich aber gibt es keine nachvollziehbaren Kriterien, was verbindliche Regeln von optionalen unterscheidet. Es gibt keinen klar abgegrenzten Regelkern und keine Hierarchie innerhalb der optionalen Regeln. Dadurch fehlen den DSA5-Regeln insgesamt Struktur und Gliederung, letztlich sogar die Spielbarkeit.

Ein Regelsystem für den mühsamen Eigenbau

Die DSA-Redaktion schiebt die Verantwortung für ein kohärentes und funktionierendes Regelsystem auf die Spielerinnen und Spieler ab. Diese müssen sich mühsam aus ungezählten Publikationen ein eigenes Regelsystem zusammenstückeln, das am Spieltisch einsetzbar ist. Damit sie dabei nicht völlig die Übersicht verlieren, hat der Verlag ein Regelwiki veröffentlicht. Das mag praktisch sein, verstärkt zugleich aber den Trend zur Verregelung. Wenn jede Regel nur einen Sucheintrag entfernt ist, braucht sich die Redaktion keine Gedanken um eine Obergrenze für die Zahl der DSA5-Regeln oder der Regelbücher zu machen. Getreu dem Motto: Es ist ja alles optional und außerdem leicht im Regelwiki zu finden…

Eine Redaktion, die das Regelsystem in seiner Gesamtheit im Blick hätte, könnte sich eine solche Produktpolitik nicht leisten. Weil es die DSA-Reaktion aber offenbar nicht als ihre Aufgabe ansieht, für die Übersichtlichkeit und Spielbarkeit des Regelsystems als Ganzes zu sorgen, werden immer kleinere Regelfragmente über immer mehr Publikationen verstreut. In fünf Jahren DSA5 konnten nur deshalb acht Regelbände mit über 2.000 Seiten und ein Regelwiki mit tausenden von Einträgen veröffentlicht werden, weil Ulisses keine Verantwortung für das eigene Produkt übernimmt.

Der Geist, der durch ein Rollenspiel weht

Man fragt sich, was erschreckender ist. Die Produktpolitik selbst? Oder dass der Verlag damit Erfolg zu haben scheint? Die Bücher werden offensichtlich gekauft. Die Frage ist nur: Von wem? Und wie lange noch?

Denn indem Ulisses die Verantwortung für das Regelsystem auf die Spielerinnen und Spieler abschiebt, macht es sich der Verlag zu leicht. Regeln lassen sich vielleicht als optional deklarieren, nicht jedoch der Geist, der durch ein Rollenspiel weht.

Der Trend zu einer immer kleinteiligeren Beschreibung ist nicht nur auf die DSA5-Regeln beschränkt, sondern zieht sich durch die gesamte fünfte Edition des Schwarzen Auges (und hat natürlich schon vor DSA5 eingesetzt). Ein Geist der ausufernden Kleinteiligkeit ist überall zu spüren. Es reicht ein flüchtiger Blick in ein beliebiges DSA5-Buch, um zu erkennen, dass es in diesem Rollenspiel viel zu häufig nicht mehr um das Spiel geht, sondern Verregelung und überdetaillierte Beschreibung von Nichtigkeit zum Selbstzweck geworden sind.

Welche Botschaft sendet es aus, wenn im F-Shop allein 74 Regel- und Quellenbände gelistet sind? Niemand muss auch nur eine Minute DSA5 gespielt haben, um zu erahnen, was von diesem Rollenspiel zu erwarten ist.

Attraktivität durch ein klar abgegrenztes Regelwerk

Damit DSA eine Zukunft als Rollenspiel hat und nicht nur Sammelobjekt und Lesestoff für einen kleinen (und kleiner werdenden) Kreis eingefleischter Aventurien-Fans ist, müsste ein anderer Geist durch das Spiel wehen.

Optionalität ist dafür nicht der richtige Weg. Im Gegenteil ist es gerade die ausufernde Optionalität des DSA5-Regelwerks, die viele abschreckt. Um Das Schwarze Auge für möglichst viele Spielerinnen und Spieler attraktiv zu machen, bräuchte es ein übersichtliches, einheitliches und abgegrenztes Regelwerk. Das heißt nicht, dass DSA ein regelleichtes Rollenspiel sein muss. Doch der Verlag müsste die immer weiteren Wucherungen des DSA5-Relgemolochs stoppen. Das wäre zumindest ein Anfang.

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