Voraussichtlich Ende November dreht Ulisses erneut an der DSA-Detailschraube. Und zwar kräftig. Mit „Gareth – Kaiserstadt des Mittelreiches„ erscheint eine prall gefüllte Settingbox über die größte Stadt des Kontinents, die der bereits umfangreichen Beschreibung der aventurischen Spielwelt hunderte von weiteren Seiten hinzufügen wird.
Spieler, die das Anschwellen an DSA-Material nur noch mit einem Stöhnen verfolgen, werden angesichts dieser Perspektive die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Den scheinbar unaufhaltsamen Ausstoß von immer fragwürdigeren DSA-Produkten sehe auch ich kritisch. Die Gareth-Box könnte jedoch ein Lichtblick im immer dichter werdenden DSA-Dickicht sein.
Der Inhalt von „Gareth – Kaiserstadt des Mittelreiches“ ist schon seit längerer Zeit in groben Zügen bekannt. Die Box, die 60 Euro kosten soll, wird neben umfangreichen Kartenmaterial drei Bücher und ein Heft enthalten:
- Im Herzen der Metropole, das Kompendium zu Leben und Sterben in der Kaiserstadt
- Goldene Dächer, düstere Gassen, mit den Beschreibungen von Orten und Personen in den fünf Stadtteilen Gareths, der Dämonenbrache und Unter-Gareth
- Gassenhelden, einen Abenteuerband mit Szenarien und einer dreiteiligen Stadtkampagne
- Karten & Pläne, Gebäudepläne, Karten und weitere Handouts
Einen detaillierten Blick auf den Inhalt hat Ulisses am vergangenen Wochenende auf der Spielemesse in Essen ermöglicht. Die dortige Produktvorstellung hat Nandurion in einem ausführlichen Bericht zusammengefasst. Und was soll ich sagen? Ich bin positiv überrascht.
Kein Roman – ein Spiel
Die Gareth-Box scheint tatsächlich Spielmaterial zu beinhalten. Das ist nicht selbstverständlich. Gerade die Regionalspielhilfen sind zwar vollgestopft mit Inhalt, wirken jedoch nicht wie Spielmaterial, sondern wie eine Mischung aus Roman, Begleitlektüre und Studienbuch.
Dieses Problem hatte ich vor knapp einem Jahr bereits in einem Beitrag angesprochen. Mein Fazit damals: Spielhilfen sind zwar für die Vorbereitung auf einen Spielabend oder die Einstimmung auf das Spiel hilfreich, sie lassen sich aber nicht während des Spiels nutzen. Wer als Spielleiter schnell die wichtigsten Infos zu einer Stadt, einem Stadtviertel oder einem Gebäude nachschlagen will, wird in den Spielhilfen wenig Hilfe finden.
Dieses Problem scheint Ulisses mit „Gareth – Kaiserstadt des Mittelreiches“ gelöst zu haben. Im Nandurion-Bericht ist zu lesen:
Den Einzelbeschreibungen sollen wirklich herausstechende Merkmale eines Gebäudes auf den ersten Blick entnehmbar sein, so dass man sie nicht erst im Fließtext suchen muss. (…) Dazu kommen zum Teil auch exemplarische Wegbeschreibungen, wie die Helden sie auch von einem Einheimischen hören können, also unter Einbeziehung von markanten Wegmarken und Ähnlichem.
Das klingt ausgesprochen gut. Eine Abkehr vom Fließtext, eine übersichtlichere Darstellung der wichtigen Informationen und die Fokussierung auf die Spielrelevanz ist genau das, was ich mir gewünscht habe. Das klingt ganz so, als ob die Gareth-Box tatsächlich am Spieltisch nutzbar wäre. Das klingt ganz so, als ob eine Regionalbeschreibung endlich Spielmaterial und nicht länger nur Lektüre wäre.
Eine Hilfe zum Spiel
Sollte sich dieser erste Eindruck bestätigen – und dazu muss erst das fertige Produkt abgewartet werden – wäre der Kauf der Gareth-Box tatsächlich lohnenswert. „Gareth – Kaiserstadt des Mittelreiches“ wäre dann eine Spielhilfe im wahrsten Sinne des Wortes: Eine Hilfe zum Spiel.
Ein Aufenthalt der Heldengruppe in Gareth ließe sich so ohne größere Vorbereitung gestalten. Ich müsste nicht länger im Vorfeld die Details von Stadtvierteln und Gebäuden mühsam heraussuchen oder während des Spiels hektisch aus den Fingern saugen, sondern könnte spontan zur Gareth-Box greifen und bekäme die gewünschten Informationen geliefert. Das wäre perfekt. Hoffentlich kann die Box diesem Anspruch gerecht werden.
3 Gedanken zu “Positiv überrascht: Details zur Gareth-Box”
Schön zu sehen, dass du noch Hoffnung hast 😉 Warten wir mal das fertige Produkt ab. Vielleicht wird es ja so gut wie du hoffst. Ich bezweifel das allerdings recht stark. Ich glaube es wird den Detail-Overkill nur erhöhen und gibt Ulisses die Chance noch 10 weitere Städteboxen a 60 Euro rauszuhauen.
Ja, abwarten. Aber bislang klingt es gut. Den Detail-Overkill sehe ich auch nicht durch die Gareth-Box kommen. Mehr Details müssen auch nicht zwangsläufig schlecht sein.
Problematisch sehe ich Bücher, die eine willkürliche Ansammlung von Details ohne Blick auf die Spielrelevanz enthalten. Diese unsäglichen Organisations-Bände, dieser Meisterpersonen-Band, auch die Akademie-Bände – wo ist denn da der Nutzen fürs Spiel?
Wofür brauche ich Bücher, in denen alle Magierakademien detailliert beschrieben werden? Das leuchtet mir nicht ganz ein. (Soll an dieser Stelle aber auch gar nicht Thema der Diskussion sein)
Wenn ich als SL hingegen einen längeren Aufenthalt in Gareth plane, dann bin ich für entsprechende Hilfen bei der Ausarbeitung des Hintergrunds dankbar.
Natürlich kann ich mir die Gebäude und Meisterpersonen auch selbst ausdenken. Dann brauch ich die Gareth-Box nicht. Wenn ich dazu aber keine Lust oder Zeit habe, finde ich es gut, wenn ich mit einem Blick in die Box meinen Spielern Details zu diesem oder jenen Gebäude liefern kann.
Das haben die bisherigen Spielhilfen übrigens nicht geleistet: Mit einem Blick hat man da überhaupt keine Infos gefunden.
Ich bin da ganz zuversichtlich. Die Box entsteht unter der Regie von Anton Weste, d.h. da werden eine Menge guter Ideen drinstecken, die auf ihre Abenteuerlichkeit hin erdacht wurden. Da wird es vermutlich keine langweilige Reihung von Details geben, sondern immer groteske und spannende Besonderheiten.