Kurzes Vorwort = Gutes Abenteuer?

Früher, als ohnehin alles besser war, machte das Vorbereiten von Abenteuern noch Spaß. Das ist lange her. Heute bedeutet das Vorbereiten von Abenteuern vor allem: Arbeit. Stunde um Stunde, Tag um Tag mühe ich mich durch den Abenteuerband, blättere vor und zurück, mache mir hier Gedanken und dort Anmerkungen. Freude kommt dabei nur gelegentlich auf.

Wann hat sich das geändert? Und wodurch? Liegt es an den Abenteuern? Oder an meinen Ansprüchen?

Früher sah meine Vorbereitung auf ein Abenteuer so aus: Einmal durchlesen. Das hatte meist gereicht, um für Spaß am Spieltisch zu sorgen. Heute wäre das nicht mehr möglich. Das hat mit meinen gewandelten Vorstellungen von Rollenspiel zu tun – aber auch mit den Abenteuern. Ein typisches DSA-Abenteuer ist heute so komplex, dass die Vorbereitung viel Zeit und Arbeit benötigt.

Der DSA-Abenteuerband „Schleiertanz“ hat rund 15 Seiten Vorwort und einleitende Vorbemerkungen. Epilog und Anhang umfassen etwa 35 Seiten. Ohne diese 50 Seiten ist die eigentliche Abenteuerhandlung nicht verständlich. Derartig seitenreiche Vorbemerkungen und Anhänge sind kein Einzelfall, sondern (von Anthologien mal abgesehen) bei aktuellen Abenteuern die Regel:

  • „Bahamuths Ruf“: 15 Seiten Vorbemerkungen und 30 Seiten Anhang
  • „An fremden Gestaden“: 10 Seiten Vorbemerkungen und 40 Seiten Anhang
  • „Rabenblut“: 4 Seiten Vorbemerkungen und 30 Seiten Anhang
  • „Drachenchronik I“: 15 Seiten Vorbemerkungen und 30 Seiten Anhang
  • „Der Mondenkaiser“: 20 Seiten Vorbemerkungen und 10 Seiten Anhang
  • „Die Verdammten des Südmeers“: 5 Seiten Vorbemerkungen und 20 Seiten Anhang

Die Liste ließe sich fortsetzen. „Bahamuths Ruf“ oder „Schleiertanz“ sind dabei Beispiele für Abenteuer mit einem äußerst umfangreichen Teil für Vorbemerkungen und Anhang. Das ist nicht typisch, liegt aber im Trend.

Viele Abenteuer bauen auf einer detaillierten und umfangreichen Hintergrundgeschichte auf. Die Handlung ist oftmals vielschichtig und durch wechselseitige Abhängigkeiten gekennzeichnet. Meisterpersonen werden mit ihrem Hintergrund und ihrer Motivation ausführlich beschrieben. Das entspricht durchaus dem Wunsch der Spieler nach „intelligenten“ Abenteuerplots. Ich schließe mich da ausrücklich ein.

Doch mittlerweile wird es mir zu viel. Durch die zahlreichen Hintergrundinfos, Verknüpfungen und Verweise verliere ich das Wesentliche aus den Augen: Das Abenteuer. Es zeigt sich dabei ein klares Muster. Je länger die Vorbemerkungen in einem Abenteuerband sind, desto schwieriger fällt es mir die Handlung nachzuvollziehen. Ständig blättere ich im Band vor und zurück und suche die Antwort auf die Frage: Wer macht gerade was, wie, wo und warum? Das mindert nicht nur merklich den Spaß, sondern erhöht auch deutlich den Vorbereitungsaufwand.

Künftig werde ich mir Abenteuer besser erst nach einem Blick ins Inhaltsverzeichnis kaufen. Fallen die Vorbermerkungen kurz aus, dürfte sich der Kauf lohnen.

Ein wenig wehmütig denke ich manchmal an die alten DSA-Abenteuer. Toll waren die zwar nicht immer. Doch nach einer knappen Seite Vorwort ging es da wenigstens mit dem Abenteuer los.

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